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1. Wenn ich es richtig verstanden habe, begründet sich der Unterschied im Wesentlichen auf die handpolierte und einzeln ausgesuchte Ronde (PP) vs. maschinell polierte Ronde ohne Vorauswahl (SPGL).
2. In dem Bericht wird erwähnt, dass ab 1965 in Deutschland nur noch SPGL geprägt wird. Heißt das im Umkehrschluss, dass der KMS 1964 noch in PP geprägt wurde und erst die Sätze ab 1965F und 1965G in SPGL geprägt wurden?
Aber nun nochmal zu den beiden VDM-Etuis.
3. Hat jemand in der Literatur einen belegten Nachweis, dass von dem 1972er Jubiläumsatz tatsächlich nur 50 Stück hergestellt wurden?
Moin Moin !
Zu 1.: "Ja", so ist das zu verstehen.
Zu 2.: Im Grunde "Ja", aber .......
Da die Auskunft bzgl. der Umstellung der Ronden für diese Herstellungsart in dieser Form angegeben worden ist, muss man in erster Näherung davon ausgehen. Leider wird das Ganze unsicher durch die Tatsache, dass sich wie übrigens auch heute noch nicht feststellen lässt, wann diese frühen Sätze tatsächlich geprägt worden sind. Das Vorhandensein einer bestimmten Jz ist leider nicht gleichbedeutend mit "in diesem aufgeprägten Jahr" geprägt !
Zu 3.: Da ich nach Bekanntwerden der Heuss-Rarität mit der für die Jz 1971 unüblichen "Neuen Randschrift" als Varianten- und Stempelkopplungssammler ein sehr starkes Interesse an Informationen zur Stückzahl speziell dieses Stückes hatte, habe ich den persönlichen Kontakt zu Horst Rinke hergestellt. Schriftliches zu diesen Sätzen habe ich leider nicht, da die von ihm zu diesen Sätzen gemachten Angaben in einem unserer Telefonate erfolgten - leider .
Gemäß der darin von Herrn Rinke gemachten Auskünfte, die ich hier möglichst detailliert wiedergeben möchte, wurde ein Anfangsbedarf von 100 Stück dieses Satzes, der an besonders verdiente Personen und Mitarbeiter des Unternehmens vergeben werden sollte, für das 100 jährige Jubiläum der Fa. angenommen / festgelegt. Er sollte alle zu diesem Zeitpunkt geprägten Münzen der Nominale 1 Pfennig bis 5 DM auf ihren entsprechenden Werkstoffen, eine Klippe des 10 Pfennig mit Jz/Mz 1873/G in Au und 2 Sätze von jeweils 8 Städte-Medaillen in Cu/Ni bzw. Cu (Bronze?) enthalten.
Es gab auch die Vorgabe, dass die für die Prägung verwendeten Stempel mit der Jz 1971, d.h.,
die Jz, mit der letztmalig der Planck geprägt werden sollte, versehen sein sollten. Beim Adenauer, als erste auf dem von VDM neu entwickelten Werkstoff "Magnimat" geprägte Münze, sollte in Abweichung zu der Jz-Vorgabe nicht das Jahr 1971, sondern das erste Prägejahr mit diesem Werkstoff - also 1969 - erscheinen.
Bei den 2 DM Münzen Adenauer und Heuss bedeutete das, dass die benötigten jeweils 100 Münzen, da sie zu dieser Zeit ja noch nicht in den SPGL-Sätzen vertreten waren (den Platz für dieses Nominal war bis 1971 ausschließlich Planck vorbehalten), extra für diesen Satz geprägt werden mussten - und auch geprägt worden sind.
Den Grund, dass beim Heuss Ronden mit der "Neuen" Randverzierung (Randschrift) Verwendung fanden, lag wohl daran, dass zum Zeitpunkt dieser Prägung keine Ronden mit der "Alten" Rändelung (Randschrift) mehr zur Verfügung standen und man der einfachheit halber auf vorhandenes Material zurückgriff.
Es stellte sich dann aber heraus, dass lediglich 50 dieser Sätze benötigt wurden, die dann auch komplett zusammengestellt wurden. Es existierte die Anweisung, dass Überschüssiges der Extraprägungen wieder zu vernichten war.
Das bedeutet, dass letztlich "nur" 50 dieser Sätze vollständig vorlagen.
"Nicht wenige" der mit einem Satz bedachten Mitarbeiter haben ihren Satz, der über die von KR-Sammlern begehrte 10 Pfennig-Klippe mit der Jz 1873 einen relativ "guten" Preis erzielte / ergeben konnte, bereits kurze Zeit nach Erhalt verkauft.
Herr Rinke gehörte übrigens zu den 50 mit einem solchen Satz bedachten Personen. Sein Satz wurde leider kurz vor dem Zustandekommen unseres persönlichen Kontaktes von ihm über das Berliner Auktionshaus Senger verkauft. Es war wohl ein eher ungünstiger Zeitpunkt für eine solche Auktion, denn der Zuschlag lag gemäß seiner Auskunft bei nur ca. 700,- Euro.
Werdegang / Schicksal der (VDM-Jubiläums)Sätze
Das ausschließliche Interesse vieler der KR-Sammler galt dieser 10 Pfennig Klippe in Au. Die anderen, für sie uninteressanten Münzen, haben "viele" in den Umlauf gegeben und das Behältnis nebst Medaillen anderweitig "entsorgt".
Erst einige Jahre später wurde dann von den Sammlern von Varianten und Stempelkopplungen (V+K) das Besondere der Heussmünze in Form der für die Jz 1971 unüblichen Rändelungsart entdeckt. Gleichzeitig wurde - ebenfalls verspätet - realisiert, dass Adenauer bzw. Heuss mit den Jz 1969 bzw. 1971 ja nur in diesen Sätzen in der Herstellungsart SPGL existieren. Darüber wuchs der Kreis der Interessenten an den noch erhaltenen Komplett- bzw. den nur der Klippe beraubten Sätze schlagartig.
Da von den ja intensiv den Geldumlauf nach möglicherweise verborgenen Schätzen durchsuchenden V+K - Sammlern tatsächlich solche eindeutig über das SPGL-Verfahren hergetsellten Heuss-Stücke gefunden wurden (3 Stücke sind mir bekannt - 1 davon befindet sich wie bereits erwähnt in meiner V+K-Sammlung - mit deutlichen Umlaufspuren in der Erhaltung "vz aus SPGL" ) muss man davon ausgehen, dass dieses "in den Umlauf geben und dadurch weitestgehend verloren gegangen sein" der Münzen dieses Satzes, tatsächlich stattgefunden haben muss.
Daraus resultiert, dass es keine auch nur anähernd genauen Zahlen zu den verbliebenen Komplettsätzen und der beiden besagten 2 DM-Stücke in noch einwandfreier Qualität geben kann.
Bei der Klippe muss man aufgrund des Materialwertes und des von Anfang an gesteigerten Interesses an ihr selbstverständlich dagegen davon ausgehen, dass sie sehr wahrscheinlich auch noch in (fast) kompletter Stückzahl vorhanden ist. Das erklärt auch ihr immer mal wieder Auftauchen im Handel und in Auktionen, was man von den beiden 2 DM-Stücken nicht schreiben kann.
Der Preis für den Komplettsatz erreichte damals Spitzenwerte von ca. 5.500,- bis 6.000,- DM unter Sammlern.
Für den, bedingt durch die SPGL-Interessenten, kaum zu bekommenden Heuss, wurden von V+K-Sammlern (ich kenne nur 4, die ein solches Stück einzeln erwerben konnten) damals bis zu 4.000,- DM ausgegeben.
Durch das Verfolgen von entsprechenden Händler- und Auktionsangeboten über einige Jahrzehnte
schätze ich, dass lediglich 5 bis 10 Komplettsätze die "Fledderei überlebt" haben bzw. später durch das Hinzufügen einer Klippe in "klippenlose" Sätze wieder komplettiert werden konnten.
Im Handel habe ich einen Komplettsatz ausgemacht, der für ca. 3000,- Euro angeboten wird und kenne einen Besitzer, der mir einen angeboten hat.