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Rätsel der Geschichte.

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Seit ich eine byzantinische Münze (Trachy) bekommen habe, zerbreche ich mir den Kopf, warum die alten Byzantiner in der Spätantike auf die Idee gekommen sind, plötzlich schüsselförmige Münzen zu prägen. Hat jemand eine plausible Erklärung dafür, was sie sich dabei gedacht haben könnten?
:confused:
 

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Seit ich eine byzantinische Münze (Trachy) bekommen habe, zerbreche ich mir den Kopf, warum die alten Byzantiner in der Spätantike auf die Idee gekommen sind, plötzlich schüsselförmige Münzen zu prägen. Hat jemand eine plausible Erklärung dafür, was sie sich dabei gedacht haben könnten?
:confused:

Die Münze sieht sehr dünn aus und ich vermute eine Wölbung aus dem gleichen Grund, wie bei deutschen Hohlpfennigen (Brakteaten): Stabilität der Münze (vgl. die Wellung in Pappkarton-Pappe).
 
Seit ich eine byzantinische Münze (Trachy) bekommen habe, zerbreche ich mir den Kopf, warum die alten Byzantiner in der Spätantike auf die Idee gekommen sind, plötzlich schüsselförmige Münzen zu prägen. Hat jemand eine plausible Erklärung dafür, was sie sich dabei gedacht haben könnten?
:confused:

Das ist einfach eine, wegen der dadurch erhöhten Stabilität, sogar positive Folge der Herstellungsart. Solche Münzen wurden wie die Hohlpfennige nicht mit Ober- und Unterstempel geprägt, sondern nur mit einem Stempel. Durch die Prägung (Hammerschlag) wirkt der Druck mittig stärker als am Rand und der Schrötling wird dabei unterschiedlich stark in die weiche Unterlage (Leder oder Blei) gedrückt, wodurch diese Schüsselform entsteht. Im übrigen erschwert diese Wölbung auch das "Knicken" der dünnen Münze.
 
Solche Münzen wurden wie die Hohlpfennige nicht mit Ober- und Unterstempel geprägt, sondern nur mit einem Stempel.

Das stimmt leider nicht.

Es gibt zu dieser Problematik umfangreiche Literatur - vor allem außerhalb des angeblich allwissenden Internets. In Kürze kann es nicht beantwortet werden - es hat politische, finanzpolitische und technische Gründe.
Ein ausführliches Studium der byzantinischen Numismatik empfiehlt sich.
 
Es wurden Hohlpfennige (Brakteaten) in Form von Stapeln gefunden (ich meine archäologische Funde ohne unbeabsichtigte oder gar beabsichtigte Störung durch Bauarbeiter oder Raubgräber). Das legt nahe, dass die Form der besseren Hantierbarkeit halber ihren Vorteil hatte und die Münzen stapelbar waren (beim Hantieren mit größeren Summen sehr hilfreich). Das waren die kleineren aber dickeren Pfennige nur bedingt und nur in geringem Maße. Sobald man mehr davon hatte, bildete sich ohne Beutel oder Schatulle oder irgendein anderes Behältnis ein unübersichtlicher Haufen. Erst die Randstäbe unserer modernen Münzen machten die Dinger wieder gut stapelbar und man kann sie als Rollen in großen Mengen lagern und bewegen.

Die genaueren Gründe bei den Byzantinern, die von Zwerg leider nicht genannt werden, würden mich aber auch interessieren. Wenigstens die wichtigsten :).

Gruß

Lars
 
Das ist einfach eine, wegen der dadurch erhöhten Stabilität, sogar positive Folge der Herstellungsart. Solche Münzen wurden wie die Hohlpfennige nicht mit Ober- und Unterstempel geprägt, sondern nur mit einem Stempel.
nach zweimaligem Putzen meiner Brille hatte ich einen anderen Eindruck.

Die Prägung eines dünnen Schrötlings verändert durch das Strecken und Fließverhalten des Metalls im Zentrum der "Blechscheibe" die gesamte Form.
Dass nicht nur mit einem Stempel geprägt wurde, beweisen die Münzbilder auf beiden Seiten der Münze (bei tisso auch deutlich zu erkennen)

Byz-Trachy.jpg

eine "Stapelprägung" ist aus diesem Grunde auch nicht möglich.
Schön wäre, wenn sich hier jemand mit der Prägung der Byzantiner so auskennen würde, wie mit den Fehlprägungen der Euros. Dann bekämen wir echte Hinweise über diese Art der Münzen und brauchbare Antworten auf die Fragen von @tisso.
Ursache könnte sein, dass einmal zum Prägen nur ein einzelner Arbeiter gebraucht wurde, zum Anderen das Gewicht der Münzen durch ihre Größe den Vorschriften entsprach und 3. die Stempel klein gehalten werden konnten.
(Vergleiche hiermit die Herstellung der Händlein Heller von Schwäbisch Hall)

Gruß diwidat
 
Für einen Stempelschneider ist es sicher schwieriger die Wölbung von Unter- und Oberstempel so zu arbeiten, dass sich die Stempel passgenau ineinander fügen. Da ist es einfacher Stempel mit ebenen Flächen anzufertigen. Es muss also triftige Gründe für die kompliziertere Herstellung gegeben haben. Die Münzprägung erfolgte ja noch von Hand und ohne Prägering. Nach meiner Beobachtung sind bei Schüsselmünzen Dezentrierungen sehr selten. Könnte es also ein weiterer Grund sein, dass beim Prägen mit einem konkaven Unterstempel der Schrötling nicht so leicht verrutscht, wie bei einem ebenen Stempel und der Ausschuss dadurch geringer ausfällt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Numismatiker Hilfsorgan NNB (Numismatisches Nachrichten Blatt) Jahr 2003, Monat Sept. veröffentlichte eine Diskussion über dieses Thema mit einem Artikel von Klaus Weber über die Hintergründe der speziellen Prägetechnik:

Klaus Weber, Ebersberg: Einfluss der Legierungsbestandteile auf die Prägetechnik byzantinischer Elektrum-Skyphaten.

Noch im 10. Jahrhundert betrug der Feingehalt byzantinischer Goldmünzen 24 Karat. In den nachfolgenden hundert Jahren wurde der Feingehalt teilweise auf weniger als 8 Karat reduziert. Das Gold wurde zunächst mit Silber legiert. Da aber der Silbergehalt kontinuierlich bis auf nahezu 60 % angereichert wurde, bekam das Münzmetall eine Farbe, die nicht mehr an Gold erinnerte. Durch Zusatz von Kupfer wurde eine Rotfärbung erreicht, die einen besseren Goldgehalt Vortäuschen sollte. Das nun zur Verarbeitung verfügbare Münzmetall war Elektrum, ein Dreistoffsystem bestehend aus Silber, Gold und Kupfer in unterschiedlichen Anteilen.
Diese Manipulation beeinflusste die physikalischen Eigenschaften des Münzmetalls. Für den eigentlichen Prägevorgang sind die Materialeigenschaften Härte, Zugfestigkeit und Bruchdehnung von entscheidender Bedeutung. Durch den Legierungsvorgang wurden diese Eigenschaften im Vergleich zu reinem Gold erheblich verschlechtert:
- Die Härte des Münzmetalls stieg um den Faktor 4.
- Die Zugfestigkeit des Münzmetalls stieg um den Faktor 2,5.
- Die Bruchdehnung reduzierte sich um ca. 35%.
Mit diesen physikalischen Werten ist es fast unmöglich, Münzen ohne vorherige Glühvorgänge zu prägen. Es ist nachgewiesen, dass die Schrötlinge der Sky- phate nicht geglüht wurden. Um das Metall zu prägen, bediente man sich folgender Techniken:
- Man verwendete einen schüsselförmig vorgeformten Schrötling, um ein Reißen des Schrötlings zu verhindern. Sehr dünne Schrötlinge neigen naturgemäß zur Verwölbung beim Prägevorgang.
- Man prägte nur eine Teilfläche des Schrötlings, um die Formänderungsarbeit zu minimieren.
- Man prägte die Fläche nicht auf einmal, sondern setzte eine neue Schlagtechnik, den Zweifachschlag, ein. Jeder der beiden Schläge realisierte nur eine Hälfte des Münzbildes.
Diese neue Schlagtechnik erzeugte zwangsläufig Prägeanomalien, weil es fast unmöglich war, den Zweifachschlag ohne Verschiebung der Werkzeugachsen auszuführen (Abb. 2). Das Studium dieser Prägeanomalien ist um so wichtiger für die Erforschung der Prägetechnik byzantinischer Elektrum-Skyphaten, als dass man bis heute keinerlei Prägewerkzeuge dieser Epoche gefunden hat.

für mich eigentlich sehr einleuchtend. Wenn immer nur Schrott produziert wird, muß man sich etwas einfallen lassen :rolleyes:

http://www.emuenzen.de/forum/attachment.php?attachmentid=94921&stc=1&d=1412343723

Gruß diwidat
 

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