Das Numismatiker Hilfsorgan
NNB (Numismatisches Nachrichten Blatt) Jahr 2003, Monat Sept. veröffentlichte eine Diskussion über dieses Thema mit einem Artikel von Klaus Weber über die Hintergründe der speziellen Prägetechnik:
Klaus Weber, Ebersberg: Einfluss der Legierungsbestandteile auf die Prägetechnik byzantinischer Elektrum-Skyphaten.
Noch im 10. Jahrhundert betrug der Feingehalt byzantinischer Goldmünzen 24 Karat. In den nachfolgenden hundert Jahren wurde der Feingehalt teilweise auf weniger als 8 Karat reduziert. Das Gold wurde zunächst mit Silber legiert. Da aber der Silbergehalt kontinuierlich bis auf nahezu 60 % angereichert wurde, bekam das Münzmetall eine Farbe, die nicht mehr an Gold erinnerte. Durch Zusatz von Kupfer wurde eine Rotfärbung erreicht, die einen besseren Goldgehalt Vortäuschen sollte. Das nun zur Verarbeitung verfügbare Münzmetall war Elektrum, ein Dreistoffsystem bestehend aus Silber, Gold und Kupfer in unterschiedlichen Anteilen.
Diese Manipulation beeinflusste die physikalischen Eigenschaften des Münzmetalls. Für den eigentlichen Prägevorgang sind die Materialeigenschaften Härte, Zugfestigkeit und Bruchdehnung von entscheidender Bedeutung. Durch den Legierungsvorgang wurden diese Eigenschaften im Vergleich zu reinem Gold erheblich verschlechtert:
- Die Härte des Münzmetalls stieg um den Faktor 4.
- Die Zugfestigkeit des Münzmetalls stieg um den Faktor 2,5.
- Die Bruchdehnung reduzierte sich um ca. 35%.
Mit diesen physikalischen Werten ist es fast unmöglich, Münzen ohne vorherige Glühvorgänge zu prägen. Es ist nachgewiesen, dass die Schrötlinge der Sky- phate nicht geglüht wurden. Um das Metall zu prägen, bediente man sich folgender Techniken:
- Man verwendete einen schüsselförmig vorgeformten Schrötling, um ein Reißen des Schrötlings zu verhindern. Sehr dünne Schrötlinge neigen naturgemäß zur Verwölbung beim Prägevorgang.
- Man prägte nur eine Teilfläche des Schrötlings, um die Formänderungsarbeit zu minimieren.
- Man prägte die Fläche nicht auf einmal, sondern setzte eine neue Schlagtechnik, den Zweifachschlag, ein. Jeder der beiden Schläge realisierte nur eine Hälfte des Münzbildes.
Diese neue Schlagtechnik erzeugte zwangsläufig Prägeanomalien, weil es fast unmöglich war, den Zweifachschlag ohne Verschiebung der Werkzeugachsen auszuführen (Abb. 2). Das Studium dieser Prägeanomalien ist um so wichtiger für die Erforschung der Prägetechnik byzantinischer Elektrum-Skyphaten, als dass man bis heute keinerlei Prägewerkzeuge dieser Epoche gefunden hat.
für mich eigentlich sehr einleuchtend. Wenn immer nur Schrott produziert wird, muß man sich etwas einfallen lassen
http://www.emuenzen.de/forum/attachment.php?attachmentid=94921&stc=1&d=1412343723
Gruß diwidat