Raider, Twix und 1/2 Mark

Der Fortbestand der 1/2 Mk bis 1919 ist auch so ein Kuriosum dieses Nominals. War dieser Wert von der Silberhortung nicht betroffen oder ist es lediglich behördliches Unvermögen, dass erst 1917 erwogen wurde, die letzte Silberumlaufmünze durch einen unedlen Nachfolger zu ersetzen? Paradoxerweise geschieht aber nicht nur dieses nicht, nein, um die Weiterprägung des " Fuffzigers " zu sichern, werden extra die Zweimarkstücke ausser Kurs gesetzt, daneben unternimmt man halbherzige Versuche mit ungebeizten Platten , um den Münzen eine grössere Ähnlichkeit mit den Eisengroschen ( sic ! ) zu geben.
In Weimar debütiert dann das Aluminiumfünfzigpfennigstück, mit dem 50 - Renten/Reichspfennigstück von 1923 und 24 wird eine der grössten Pleiten der deutschen Münzgeschichte geschaffen, mit dem 1950 G " Bank Deutscher Länder " eine der grössten Kuriositäten, nicht zu vergessen die seltene 50 -Pfennig Probe aus der DDR.
Das 50 Pfennig- Nominal verdient eigentlich weitaus mehr Beachtung, als ihm fürdahin zuteil wird.
 
Danke, Navada51, für die Quelle! Es handelt sich also bei der Umbennung 1905 in der Tat um einen reichlich verschleppten Nachtrag zur Umgestaltung von 1877. Tja, die guten alten Zeiten ... da ließ man es halt noch ruhiger angehen. Die eher psychologisch orientierten Argumente von Julia90 sind allerdings auch nicht ganz von der Hand zu weisen, obwohl ich mir nicht so recht vorstellen kann, dass dieses "Mark drauf - Silber drin" den Leuten bewusst war. Dank an euch alle!
 
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Der Fortbestand der 1/2 Mk bis 1919 ist auch so ein Kuriosum dieses Nominals.

Schon vor der Einführung der Markwährung gab es das 1/2 Nominal.
Ich will diesbezüglich an die altdeutschen 1/2 Gulden Stücke erinnern (geprägt von 1838 - 1871). An dieses bewährte Nominal unterhalb des Guldens hat man sich kurz nach der Jahrhundertwende wieder erinnert und es neu belebt ;).
 
Der Fortbestand der 1/2 Mk bis 1919 ist auch so ein Kuriosum dieses Nominals. War dieser Wert von der Silberhortung nicht betroffen oder ist es lediglich behördliches Unvermögen, dass erst 1917 erwogen wurde, die letzte Silberumlaufmünze durch einen unedlen Nachfolger zu ersetzen? Paradoxerweise geschieht aber nicht nur dieses nicht, nein, um die Weiterprägung des " Fuffzigers " zu sichern, werden extra die Zweimarkstücke ausser Kurs gesetzt.

Ich vermute, dass man dies vor dem Hintergrund der immer prekäreren Wirtschaftslage im Deutschen Reich sehen muss. Über die 1/2 Mark in Massenauflage konnte man so etwas wie Normalität vorgaukeln. Vielleicht auch in Richtung Ausland. Unvermögen der Bürokratie kann man m.E. ausschließen, wenn man sieht, wie hart um die Kleinstauflagen für Sondermünzen "wegen der Verhältnisse auf dem Silbermarkt" gerungen wurde.
 
Wieso sollte sich ein Silber-Hamsterer durch ungebeitzt und absichtlichem
Schwärzen vom Hamstern abhalten lassen?

Der innere Wert (Silber) wurde doch gehamstert, nicht die Optik. :confused:
 
Wieso sollte sich ein Silber-Hamsterer durch ungebeitzt und absichtlichem
Schwärzen vom Hamstern abhalten lassen?

Der innere Wert (Silber) wurde doch gehamstert, nicht die Optik. :confused:

So liesst man es jedenfalls im Jaeger. Auf mich wirkt diese auch nur teilweise durchgeführte Massnahme als ein Akt der Hilflosigkeit. Das Ironische ist, dass durch die Angleichung der Optik der Eisengroschen und der silbernen Fünfzigpfennigstücke die Intention von 1877 und 1905 , für bessere Unterscheidbarkeit zu sorgen, wieder zunichte gemacht wurde.
 
Ich vermute, dass man dies vor dem Hintergrund der immer prekäreren Wirtschaftslage im Deutschen Reich sehen muss. Über die 1/2 Mark in Massenauflage konnte man so etwas wie Normalität vorgaukeln. Vielleicht auch in Richtung Ausland. Unvermögen der Bürokratie kann man m.E. ausschließen, wenn man sieht, wie hart um die Kleinstauflagen für Sondermünzen "wegen der Verhältnisse auf dem Silbermarkt" gerungen wurde.

Möglich, allerdings sind auch folgende Fakten interessant:
-1917 wird über eine Ersatzmünze aus Eisen nachgedacht, Teile der Auflage werden ungebeizt verprägt, die Zweimarkstücke werden ausser Kurs gesetzt
- Die staatlichen Prägeanstalten waren mit der Herstellung von Ersatzmünzen so überlastet, dass sogar Privatfirman Aufträge bekamen
- weitere Kapazitäten wurden durch Versuche gebunden, das Kupfer vom Nickel in den 5 und 10 Pf - Vorkriegsmünzen zu scheiden.

Vielleicht hatte man gar keine Kapazitäten frei, um weitere neue Münztypen zu verwirklichen und hat darum eben doch aus Hilflosigkeit oder Unvermögen einfach weitergewurstelt. Anzumerken bleibt auch, dass man sich nicht zur Ausgabe einer 50 Pf- Banknote durchgerungen hat.

Es wäre mal interessant, zeitgenössische Quellen zur mutmassliche Hamsterung von 1/2 Mk - Stücken zu finden.

Hänge mal eine " weisse " und eine " schwarze " J 16 an.
 

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Ich versuche verzweifelt, Preisdaten für Silber im 1. Weltkrieg zu bekommen. Ich meine, in einem Aufsatz bei H. Caspar einmal gelesen zu haben, dass bis zum Kriegsende der Schwarzmarktpreis für Silber auf 270 Mark/Kilo gestiegen sei. Hat jemand nähere Informationen? Sollte die Zahl stimmen, gäbe es eine einfache Erklärung für das Hamstern, da der erzielbare Erlös über dem Nominalwert läge.

Aber auch unabhängig davon glaube ich, dass alle Arten von Edelmetallmünzen in Kriegszeiten gehortet wurden. Es mag sein, dass der Staat sich dies angesichts des geringen Nominals anders vorgestellt hat. Ich weiß aus Erzählungen meiner Mutter, dass im 2. Weltkrieg Bauern Lebensmittel gegen Gold, Silber, Schmuck etc. abgegeben haben. Warum dies im 1. Weltkrieg, wo die Versorgungslage der Bevölkerung ab 1916 sogar schlimmer war, anders gewesen sein sollte, erschließt sich mir nicht. Man schätzt für den 1. Weltkrieg im Deutschen Reich bis zu 700.000 Hungertote! Und in solchen Zeiten gibt es halt "Schattenwährungen" aus hartem Metall, wozu auch die Halbe Mark gehört haben dürfte.

Wenn man die Versorgungslage ab 1916 und die harten Diskussionen über die Silberverschwendung für irgendwelche Jubiläumsmünzen sieht, glaube ich nicht, dass die 1/2 Mark "versehentlich" weitergeprägt wurde. Man hätte sie ohne großen Aufwand durch einen 50 Pfennig-Schein ersetzen können. Aber das wäre weithin sichtbar die Bankrotterklärung des Kaiserreichs gewesen. Alleine 1917 und 1918 sind in Berlin jeweils fast 15 Mio Stück geprägt worden. Ich glaube schon, dass hier auch demonstrative Zurschaustellung von Normalität eine Rolle gespielt hat. In jeder belagerten Festung wurden zu allen Zeiten Bankette gegeben, um Zuversicht zu demonstrieren. Warum sollte das im Deutschen Reich anders gewesen sein? Im übrigen werden die sog. "Verhältnisse auf dem Silbermarkt" m.E. auch von Jaeger dramatisiert. Das Deutsche Reich hatte 1918 prall gefüllte Reichsbankbestände an eigenem und an Beutegold. M.E. wäre es ohne weiteres möglich gewesen, für einen Bruchteil hiervon Silber zu kaufen. Die weitere Ausprägung von 1/2 Markstücken tat also nicht wirklich weh, selbst wenn nicht das gesamte Rohmaterial aus eingeschmolzenen Zweimarkstücken gewonnen worden wäre.

Gruß, Thomas
 
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Ein weiteres Beispiel für eine Nominaländerung auf 1/2 ist die im Jahre 1851 vorgenommene Umstellung des bayerischen 2 Pfennig Stückes (J 57) auf die Bezeichnung 1/2 Kreuzer (J 80).
Außer der Bezeichnung änderte sich nichts - auch nicht das verwendete Material. Es blieb beim Kupfer und wurde nicht auf eine Silberlegierung umgestellt. Der Kreuzer (J 58) war bekanntlich eine "Billon"-Münze, also eine Silber-Scheidemünze mit einem Feingehalt von 165 !

Ab 1857 wurde dann wieder auf die Bezeichnung 2 Pfennig (J 92) umgestellt.
Allerdings mit einer kleinen Änderung : die Schreibweise war nun "Pfenning".


Die Theorie von Julia90 zur Umstellung von 50 Pfennig auf 1/2 Mark halte ich übrigens für nicht uninteressant.
 
Ich versuche verzweifelt, Preisdaten für Silber im 1. Weltkrieg zu bekommen. Ich meine, in einem Aufsatz bei H. Caspar einmal gelesen zu haben, dass bis zum Kriegsende der Schwarzmarktpreis für Silber auf 270 Mark/Kilo gestiegen sei. Hat jemand nähere Informationen? Sollte die Zahl stimmen, gäbe es eine einfache Erklärung für das Hamstern, da der erzielbare Erlös über dem Nominalwert läge.

Aber auch unabhängig davon glaube ich, dass alle Arten von Edelmetallmünzen in Kriegszeiten gehortet wurden. Es mag sein, dass der Staat sich dies angesichts des geringen Nominals anders vorgestellt hat. Ich weiß aus Erzählungen meiner Mutter, dass im 2. Weltkrieg Bauern Lebensmittel gegen Gold, Silber, Schmuck etc. abgegeben haben. Warum dies im 1. Weltkrieg, wo die Versorgungslage der Bevölkerung ab 1916 sogar schlimmer war, anders gewesen sein sollte, erschließt sich mir nicht. Man schätzt für den 1. Weltkrieg im Deutschen Reich bis zu 700.000 Hungertote! Und in solchen Zeiten gibt es halt "Schattenwährungen" aus hartem Metall, wozu auch die Halbe Mark gehört haben dürfte.

Wenn man die Versorgungslage ab 1916 und die harten Diskussionen über die Silberverschwendung für irgendwelche Jubiläumsmünzen sieht, glaube ich nicht, dass die 1/2 Mark "versehentlich" weitergeprägt wurde. Man hätte sie ohne großen Aufwand durch einen 50 Pfennig-Schein ersetzen können. Aber das wäre weithin sichtbar die Bankrotterklärung des Kaiserreichs gewesen. Alleine 1917 und 1918 sind in Berlin jeweils fast 15 Mio Stück geprägt worden. Ich glaube schon, dass hier auch demonstrative Zurschaustellung von Normalität eine Rolle gespielt hat. In jeder belagerten Festung wurden zu allen Zeiten Bankette gegeben, um Zuversicht zu demonstrieren. Warum sollte das im Deutschen Reich anders gewesen sein? Im übrigen werden die sog. "Verhältnisse auf dem Silbermarkt" m.E. auch von Jaeger dramatisiert. Das Deutsche Reich hatte 1918 prall gefüllte Reichsbankbestände an eigenem und an Beutegold. M.E. wäre es ohne weiteres möglich gewesen, für einen Bruchteil hiervon Silber zu kaufen. Die weitere Ausprägung von 1/2 Markstücken tat also nicht wirklich weh, selbst wenn nicht das gesamte Rohmaterial aus eingeschmolzenen Zweimarkstücken gewonnen worden wäre.

Gruß, Thomas

Versehentlich sicher nicht, ich favorisere die Theorie, dass das Fortbestehen der 1/2 Mk eine Frage von Kapazitätsauslastung und Unentschlossenheit war. Natürlich will ich nicht halsstarrig sein, es wäre wirklich interessant hierzu Quellen zu finden. Eigentlich merkwürdig, dass sich noch nie jemand damit befasst zu haben scheint.
 
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