Ich arbeite zwar nicht in diesem Bereich, habe diese Frage aber auch schon mal an die Kassierer in meinem Bekanntenkreis gestellt.
Die Mehrheit der Betriebe scheint es (zumindest in der Region Hannover - Göttingen) so zu handhaben, dass Beträge plus/minus 10, selten auch 20€ pro Kasse und Tag toleriert werden. Was an einem Tag zu viel drin ist, wandert in einen Topf, um damit die Verluste am anderen Tag auszugleichen.
Ist das Minus / das Plus höher gibts ein Gespräch mit dem Vorgesetzten, passiert sowas dann öfter kanns zur Kündigung führen.
In anderen Betrieben müssen sich die Kassierer dazu bereiterklären, für Fehlbeträge in der Kasse ab einer bestimmten Höhe - oft schon ab 5€ Minus - selber aufzukommen. Was zu viel eingenommen wird, beansprucht dann die Geschäftsleitung. Ob das so rechtens ist, weiß ich nicht.
Ein Kumpel hat mal in einem Supermarkt gejobbt, wo mehrfach nach der Samstagabend-Schicht am Sonntag in der Früh böse Anrufe vom Chef wegen Fehlbeträgen oft im Centbereich bekam. Daraufhin hat er alsbald gekündigt.
In vielen Handelsunternehmen gibt es "Mankogeldvereinbarungen", darin wird ein Betrag festgelegt, der zusätzlich zum Festgehalt zur Verfügung gestellt wird.
Dieser Betrag wird gegen negative Kassendifferenzen verrechnet. Falls der Betrag nicht durch Kassendifferenzen erreicht wird bzw. nicht in Anspruch genommen wird, wird er ausgezahlt. Bis zu 16 € pro Monat ist diese Auszahlung steuerfrei. Das erklärt, warum das Mankogeld gerne auf 16 € festgelegt wird.
Positive Differenzen (zu viel in der Kasse) darf der Kassierer deshalb nicht behalten und - so kenne ich es - auch nicht gegen negative Differenzen verrechnen, damit kein Anreiz geschaffen wird, die Kunden übers Ohr zu hauen, denn das will der Händler auf keinen Fall.
Tägliche Differenzen tauchen in vielen Handelsunternehmen zumindest beim Stammpersonal nicht auf, weil die Kassierer nur alle 7 oder 10 Tage abgerechnet werden.
Jeder Kassierer/jede Kassiererin hat seine/ihre eigene Kassenschublade, die bei der Ablösung an der Kasse mitgebracht wird.
Hieraus werden über mehrere (eben 7 oder 10) Tage nur Abschöpfungen vorgenommen, was aus versicherungstechnischen Gründen passiert (Überfälle/Diebstahl).
Wenn das Kleingeld ausgeht, wird gegen Papiergeld getauscht.
Nur alle 7 oder 10 Tage wird dann eine echte Abrechnung Soll versus Ist vorgenommen. Das spart Kosten.
Gab es in dem Abrechnungszeitraum positive und negative Differenzen, saldieren diese sich aus.
Große Differenzen sind versichert, allerdings muss der Händler im Wiederholungsfall (spätestens nach dem dritten Mal) den Mitarbeiter/die Mitarbeiterin anders einsetzen, nicht mehr an der Kasse.