Wenn Sprache sich "verkrampft" oder verkrampft wird, ist das sicherlich nichts Positives. Andererseits sind manche in Deutschland ja anscheinend dabei, Prinzipien wie Höflichkeit (zur Not auch Sensibilität) mit Hinweisen wie "das wird man doch wohl noch sagen dürfen" oder "ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich rede" über Bord zu werfen. Und das gefällt mir noch weniger.
Nur mal ein Beispiel: Die Floskel von den "lieben Wählerinnen und Wählern" klingt ein wenig aufgebläht - aber wer von uns deutsche Euro-Münzen sammelt, weiß vermutlich (andere wissen's aus anderen Quellen
), dass die "-innen" dieses Wahlrecht noch nicht ganz so lange haben. Vielleicht es nicht ganz so klug, sie sprachlich weiterhin auszuklammern. Noch so ein Fall: Ich war gestern bei einer Podiumsdiskussion über "Museen in der Migrationsgesellschaft", an der u.a. Lilian Thuram (aus Guadeloupe, früher französischer Fußball-Nationalspieler, Initiator einer frz. Kulturstiftung gegen Rassismus) teilnahm. Der Mann hat einige kluge Sätze gesagt, zum Beispiel, dass diskriminierende Sprache den Menschen, die sie benutzen, oft nicht einmal bewusst ist.
Wenn ich also weiß, dass mein "schwarzes" Gegenüber nicht unbedingt Neger genannt werden möchte, werde ich den Begriff nicht benutzen - es sei denn, ich will beleidigen oder verletzen. Die Frage ist nun, wie wir in unserer Sprache mit Menschen umgehen, die nicht neben uns sitzen, sondern ganz abstrakt angesprochen werden. Ich hab' natürlich auch kein fertiges Rezept. Aber jegliches Bemühen um adäquate Sprache in die Tonne zu treten, ist für mich definitiv der falsche Weg.
Tschüs,
Christian