Silberunzen - Numismatische Gedanken

B555andi

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Hallo Zusammen,

als Münzsammler stößt man unweigerlich auf die von mittlerweile immer mehr Staaten in immer größeren Varianten geprägten Münzen-Silberunzen. Es handelt sich nicht um (real zirkulierende) Kursmünzen; es sind weder Gedenkmünzen noch Medaillen. Also (reine) Anlagemünzen. Viele Numismatiker benutzen den Begriff "reine Anlagenmünzen" etwas abschätzig und beachten die Silberunzen nicht. "Das sind eigentlich keine Münzen und insoweit nur was für Anleger und nicht für Numismatiker" ist oft zu hören.

Für mich stellt sich auch die Frage, ob ich mich sammeltechnisch den gängigen Silberunzen zuwenden soll. Ich habe neben meiner Sammlung altdeutscher Großsilbermünzen (Taler und Teilstücke) auch begonnen, neuzeitliche Münzen aus aller Welt in annäherndem Talergewicht in eine kleine ergänzende "Nebensammlung" aufzunehmen. Und da würden Silberunzen prima reinpassen.

Ich habe mir also ein paar Gedanken über diese von vielen Numismatikern verschmähten Anlagemünzen gemacht und wäre sehr an Euren Meinungen interessiert.

In den Anfängen der Münzgeschichte war bei den alten Griechen und den Römern die Wertigkeit der Silbermünzen im Tausch- bzw. Warenverkehr allein durch ihren inneren Wert, den Silbergehalt, definiert. Die Drachmen, Tetradrachmen oder auch Denare und Antoniniane besitzen kein aufgeprägtes Nominal. Ein solches findet sich auch auf den Talern nicht, deren Prägung Ende des 15. Jahrhunderts beginnt. Immer noch ist es der Silbergehalt, der die Münze in ihrem Wert und ihrer Umtauschbarkeit in Waren oder auch kleinere, unedle Scheidemünzen im wesentlichen definiert. Erst in späteren Jahren erhalten die Münzen ein geprägtes Nominal und im Laufe der Zeit wird der Wert der Münzen im Zahlungsverkehr immer mehr alleine durch das aufgeprägte Nominal bestimmt.

Meiner Meinung nach schlagen die Anlagemünzen eine Brücke zu den von mir beschriebenen Anfängen der Münzgeschichte und zu den ersten Talern als Handelsmünzen der frühen Neuzeit. Entscheidend für den Wert der Anlagemünzen ist nicht das aufgeprägte Nominal (der Libertad besitzt konsequenterweise gar keines), sondern das enthaltene Silber. Sie definieren sich de facto durch ihren inneren Wert. Da sie allerdings (bis auf den mexikanischen Libertad) einen Nominalwert haben, sind sie zwar kursfähig; würden allerdings im direkten Geldverkehr nur zum (in der Regel zum Silberwert niedrigeren) Nominal zählen. Um den inneren Wert (beim viel zitierten Bäcker) realisieren zu können, muss ich die Anlagemünze also vorher in irgendeiner Form in kursfähiges Geld umtauschen.

Gut gelöst hat das meines Erachtens Mexiko mit dem Libertad: der besitzt kein Nominal und kann nach festgesetztem Silber-Tageskurs direkt im Zahlungsverkehr verwendet werden. Somit dürfte der Libertad die einzige Silberunzenmünze sein, die direkt entsprechend dem veränderlichen Wert des enthaltenen Silbers zum Zahlen verwendet werden kann - oder gibt es da weitere?

Für mich sind die Anlagemünzen also Münzen, die eine Brücke zu früheren Konzepten des Geldes schlagen und somit eine Lücke schließen. Der Wert der Münze definiert sich nicht alleine durch ein vorgegebenes Nominal, sondern vornehmlich durch den Inneren Wert. Ich jedenfalls habe mich entschieden, die wichtigsten dieser Anlagemünzen, die nahe am Silberpreis ohne Sammleraufschlag gehandelt werden, in die Sammlung mit aufzunehmen.

Es gibt natürlich auch Münzen (wie zum Beispiel unsere alten Euro-Silberzehner) mit einem recht hohen Silbergehalt, bei denen (bedingt durch den Marktpreis für Silber) der Innere Wert durchaus mal den aufgeprägten Nominalwert übersteigen kann, was dann zu hektischen Regulierungsmaßnahmen führt. Bei den reinen Anlagemünzen ist das Nominal jedoch so gewählt, dass es rein deklaratorischen Charakter besitzt. Im Gegensatz zu Silber in Barrenform besitzen die Münzen eindeutig Geldcharakter, wenngleich sich dieser (bis auf den Libertad) nicht auf den Inneren, sondern nur auf den aufgeprägten Wert bezieht.
 
Ich für meinen Teil unterscheide noch Silberunzen mit immer gleichem Motiv wie Philharmoniker, Maple Leaf und Silver Eagle sowie Silberunzen mit wechselnden Motiven wie z.B. Kookaburra, Koala, Panda ect.
Für die reine Silberanlage nehme ich die Maple und Philies, zur Freunde am anschauen aber z.B. die Kookaburras, Pandas und Koalas. Diese werden ja auch über dem Silberspot gehandelt, haben also die Eigenschaft als reine Edelmetall-Anlagemünze nicht, in meinen Augen jedenfalls nicht.
 
Zu Anlagezwecken werde ich sie nicht beschaffen; insoweit genügt mir (als Typensammler) ein Stück pro "Sorte". Die mexikanischen gefallen mir vom Aussehen her im Übrigen am besten.

Putzige Tierdarstellungen und zum Wohle des Herstellers laufend geänderte Motive mit ordentlichem Sammleraufschlag sind ehrlich gesagt nicht so ganz mein Fall (ich stehe mit meiner Meinung zu Tiermotiven übrigens im krassen Gegensatz zu meiner Tochter...;)). Damit entfernt sich die Anlagemünze wieder von von ihrem ursprünglichen Zweck, genau wie Gedenkmünzen und sonstige, hauptsächlich für Sammler (zum Zwecke der Gewinnmaximierung) hergestellten Gepräge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin im Jahre 2011 bei den Silberunzen eingestiegen, als Deutschland von Silber auf Kupfer-Nickel umgestellt hat. Mittlerweile bin ich unserer Regierung dankbar für die Umstellung, sind die Silberunzen doch zum Teil wesentlich schöner als unsere stupiden 10er.

Für meine Sammlung habe ich mir jeweils 1 Exemplar der gängigen Anlagemünzen (AE; Maple Leaf, Phili etc) weggepackt. Zusätzlich habe ich mich noch auf 4 Serien eingeschossen:
Lunar II, Kookaburra, Koala (jeweils Australien) sowie die China-Pandas.

Für mich eine tolle Ergänzung zur klassischen Numismatik und zum Euro.
 
...
Für mich eine tolle Ergänzung zur klassischen Numismatik...

Genauso sehe ich das auch.
Neben den angesprochenen Serien nehme ich auch gerne mal einen Tokelau-Thunfisch, eine Fidschi-Schildkröte und andere Unzen mit schönen Motiven.
Kanada und Australien überfluten den zahlungswilligen Kunden geradezu. Was mir davon gefällt, hole ich mir.
 
Kanada und Australien überfluten den zahlungswilligen Kunden geradezu. Was mir davon gefällt, hole ich mir.

Für mich sind die Silberunzen eine Mischung aus Geldanlage und Sammelfreude.

Was es bei den australischen Silberlingen manchmal schwierig macht, sind die vielen zur Verfügung stehenden Stückelungen von der halben Unze bis zum Kiloklotz.
Es hat nämlich durchaus seinen Reiz, ein Motiv in Durchmessergröße 75 mm (= 10 Unzen bzw. 10 Dollars) oder größer ansehen zu können. Außerdem ist bei den schwereren Münzen der Preis pro Unze günstiger. Trotzdem ist es natürlich kostenintensiver, die größeren Stücke zu sammeln.

Vor allem die Lunar-Serie hat durchaus auch Sammlerwertsteigerungen zu verzeichnen. Ich kenne einen Händler, der kauft aktuell z.B. 1 Unze 2003 "Ziege" für 50.00 Euro oder auch 10 Unzen 2007 "Schwein" für 265.00 Euro, also weit über dem aktuellen Silberpreis, an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Stückelungen bei den Lunar Aussies habe ich mir 1x gegönnt. Die Schlange habe ich mir von der halben Unze bis zum 10 Unzen Gullideckel gekauft. Das aber auch nur, weil ich im Jahr der Schlange geboren bin.
Ansonsten reicht mir je eine Unze, manchmal aus Jux und Dollerei auch eine halbe Unze zusätzlich.
Bei den Kanadiern kann ich auch nicht an 3/4 und 1½ Unzen vorbei. Die Motive sind einfach klasse.
Die Greifvögel aus Kanada lege ich mir sogar als Anlage mehrfach zur Seite.

@Wolfgang
Sammelfreude bei den Unzen steht selbstverständlich im Vordergrund. Solange ich mir den Einkauf leisten kann (neben den Investitionen für die WeMüs und die DK Sammlung), spiele ich das Spiel mit.
Sollte es eines Tages finanziell eng werden, gehen die Silberlinge wohl als erstes auf den Markt.
 
Hallo Andreas,
du willst dich ja an den Münzen erfreuen. Jedoch sind oft die Kanadischen Anlagemünzen und der Philharmoniker von Milchflecken betroffen. Andere Anlagemünzen vereinzelt. Nicht das Du ständig auf so ein Milk Spot versäuchtes Teil schauen mußt :heul:. Vielleicht ist ja ein Händler in deiner Nähe, wo Du die Teile aussuchen kannst. Obwohl - Milchflecken entwickeln sich auch später...
Und ja, auch Sammlermünzen können Milchflecken haben (aus eigener Erfahrung).
Ich will Dich nicht vom sammeln abhalten. Hab auch ein paar solcher Teile. Man bekommt schöne Motive für wenig Geld und der Silberpreis ist auch günstig.

Gruß Karsten
 
Hallo Karsten,

das mit diesen Milchflecken habe ich gelesen.

Ich muss allerdings sagen, dass mir so etwas keine Probleme bereitet. Es gehört bei diesen Münzen unter Umständen einfach dazu.
 
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