Spiel - Wie weit kommen wir zurück? (Teil II)

1210-1219
(20.10.-26.10.)
 
Ayyubiden
az-Zahir Ghazi

1 Dirhem ND (1186-1216), Aleppo
Ag 2,8g

Ayyubiden_Dirhem_Az-Zahir_1186-1216_Aleppo.jpg


Wie versprochen zeige ich nun ein weiteres Mitglied der Ayyubidenfamilie. az-Zahir Ghazi ist der Vater des schon gezeigten Emirs von Aleppo al-Aziz Ghazi und Sohn von Saladin. Letzteren werde ich mangels Münze leider nicht zeigen können. Wie auch der irakische Diktator Saddam Hussein, stammt Saladin aus der Stadt Tikrit. 1183 eroberte er Aleppo und die umliegenden Gebiete und setzte 1185 schließlich seinen Drittgeborenen az-Zahir Ghazi als Gouverneur ein. Dessen Brüder übernahmen Kairo und Damascus. Ein Bruder Saladins herrschte in Obermesopotamien (ca das Dreieck Tikrit-Raqqa-Siirt). Aber wie es in den besten Familien nun einmal zugeht, war man sich nie wirklich gewogen - der eine verweigerte dem anderen den Treueschwur, ein dritter wurde ins Exil geschickt. Man bekriegte einander, man bekriegte die Kreuzfahrer....
Das alles hinderte az-Zahir Ghazi jedoch nicht daran, bis zu seinem Tod 1216 an der Macht zu bleiben und relativ unabhängig zu agieren.
 
Münzstätte Hildesheim (Bistum)

Münzstätte daher, da dies eine Münze aus einer Zeit ist, als Hildesheim zwar schon das Münzrecht besaß, aber noch kein eigenständiges Fürstentum war, sondern der Bischof direkt dem Kaiser unterstand.

Pfennig (Brakteat) Hartbert oder Sigfried (1199 - 1221)
Mehl 102 = 108 (linke und rechte Hälfte)

Möglicherweise einziges vollständig erhaltenes Exemplar (sonst nur als geschnittener Hälbling bekannt, die wenigen bekannten vollständig erhaltenen Exemplare aus einem Schatzfund wurden vor langer Zeit aus dem Nationalmuseum in Kopenhagen entwendet und gelten als verschollen, sind aber glücklicherweise nicht identisch mit meinem Exemplar)

171029021bz-1.jpg
 
China - südliche Song
Ningzong

1 Cash, Kaixi 1 (1205)
Bro 24,9mm/3,9g
Hartill#17.508


Kaixi 1 bezieht sich auf den Äranamen Ningzongs. Chinesissche Kaiser gaben ihrer Regierung eine oder nacheinander mehrere Devisen. Kaixi war Ningzongs 3. Ära (1205-1207)

China_Südliche Song_Kai Xi Tong Bao_1205.jpg


Das große China hat eine wechselvolle Zeit hinter sich. Die 300jährige Blütezeit der Tang-Dynastie war zu Ende und der Zentralstaat zerfiel 907 in 5 Dynastien und 10 Reiche (eigentlich noch mehr, der Rest wird aber nicht wirklich mit gezählt). Dieser Zustand hielt etwa 50 Jahre an, bis sich einer der Regionalfürsten an die Macht putschte, militärisch die restlichen Reiche eroberte und China wieder zentralisierte - er begründete die Dynastie der nördlichen Song. Der Staat war ziemlich bürokratisch organisiert und stützte sich auf ein enormes Beamtenheer (30.000 Anfang des 11. Jh., 80.000 Ende des 11. Jh., 400.000 im 13. Jh.)
Im 12. Jh. zogen allerdings neue Feinde an der Nordgrenze auf. Nachdem Kaifeng, die Hauptstadt der nördlichen Song erobert und der Hof in die Mandschurei deportiert wurde, konnte sich ein Song-Prinz in den Süden retten und begründete in Hangzhou die "Südlichen Song". Trotz Korruption und Vetternwirtschaft konnten sich sich die Song noch bis 1279 an der Macht halten, bis die mittlerweile in Peking herrschenden Mongolen gegen die südlichen Song ins Feld zogen und der letzte Kaiser der Song, der 8jährige Bing, nach einer der größten Seeschlachten der Geschichte (über 100.000 Tote) ertrank.
 
Antiochien
Bohemund III.

1 Denar ND (1163-1201)
Ag 18mm/1g

Antiochia_1 Denier_1163-1201.jpg



2004 haben wir das am Orontes gelegene Antakya besucht. Dort gab es unter anderem eine Petrusgrotte und einen großen Marienkopf zu sehen. Früher hieß der Ort Antiochia. Mit dem ersten Kreuzzug 1096-1099 wurde das Gebiet von hauptsächlich italienischen Normannen und fränkischen Rittern erobert und 1098 das Fürstentum Antiochia gegründet.

Dabei ging man ziemlich grausam vor, sodass man in arabischen Volksliedern noch immer von Menschenfressern spricht, wenn Franken gemeint sind (nicht die Franken bei Bayern, Franken war damals in der Region eine Sammelbezeichnung für alle Kreuzritter) . So weit hergeholt scheint das nicht zu sein, wenn man die Berichte eines der Ritter, Radulf von Caen, liest: "In Maara kochten unsere Leute die erwachsenen Heiden in Kesseln, zogen die Kinder auf Spieße und aßen sie geröstet".

In der Gegend blieb es auch in der Folge unruhig und das Fürstentum befand sich eigentlich permanent im Kriegszustand - nicht nur mit den Muslimen, sondern auch mit dem byzantinischen Reich und den Armeniern, welche damals noch nicht im Kaukasus waren, sondern an der Küste des Mittelmeeres. Durch die ganzen Kriege kam es auch ausreichend oft vor, dass die Fürsten in Gefangenschaft waren, was die politische Einflussnahme der Armenier und Byzantiner vereinfachte, wie es auch zur Zeit der gezeigten Münze war.

Zu sehen ist Bohemund III. in seiner Kreuzfahrerrüstung. Regiert hat er zwischen 1163-1201. Auch er war mehrfach in Gefangenschaft unterschiedlicher Gegner.

Man sieht, es ist eine unruhige Ecke und so verwundert es nicht dass das Fürstentum 1268 endgültig unterging. Diesmal war der Kampf zwischen Mongolen und ägyptischer Mameluken schuld.

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59. Bilanz nach 816 Jahren (2016-1200)

1249-1200 wurden 13 Münzen präsentiert und vier neue Gebiete der Statistik hinzugefügt, was uns auf 4897 Münzen aus 731 Ländern bringt.

Sachsen (210) ist das Land mit den meisten Präsentationen, gefolgt vom Deutschen Reich (174). Dänemark (154) liegt auf dem dritten Platz. Hier wird es sicherlich keine Veränderung mehr geben.

Die meisten Münzpräsentationen stammen von kaamos (567) und Razorback (424), sowie moppel65 (283). Die meisten unterschiedlichen Länder bereiste kaamos (302), nun knapp gefolgt Razorback (299) und reining (206).

Alles dieses und noch viel mehr könnt ihr der angehängten EXCEL-Datei entnehmen, zum Beispiel:

- In der Tagesbilanz: Wer hat wann welches Land präsentiert

- In der Personenbilanz: Wer hat welche Länder wie oft gezeigt (Lieblingsland)

- In der Länderbilanz: Wann wurden welche Länder wie oft präsentiert

sowie in der Gesamtbilanz:

- Wie entwickelte sich täglich die Anzahl der Teilnehmer, der Münzpräsentationen und der gezeigten Länder.

Mit Hilfe der EXCEL-Datei könnt ihr leichter Münzen aus eurem Sammelgebiet in diesem täglich wachsenden Thread finden.

Für die zur Verfügung Stellung der Tabelle bedanke ich mich bei numisfreund.
 

Anhänge

  • wie weit zurück 59.xlsx
    2,9 MB · Aufrufe: 235
Heute gibt es keine "neue" Münze, sondern eine Nachreichung, da ichs schlicht und einfach verbummelt habe :oops:

Lateinisches Kaiserreich
Balduin I., Heinrich, Peter, Robert, Balduin II.

Aspron Trachy ND (1204-1261)
Billon 35 mm
Sear#2022


Sear#2022.jpg


Byzanz hat eine ziemlich lange und wechselvolle Geschichte. Das Römische Reich der Antike wurde im Jahr 395 in einen West- und einen Ostteil geteilt. Der Ostteil bekam Byzanz zur Hauptstadt, der Westen Rom. Die beiden Teile haben sich in der Folge immer weiter auseinander entwickelt, beispielsweise auch im Glauben - lateinisch-katholisch bzw. griechisch-orthodox.

Dann kam irgendwann die islamische Bedrohung im Osten, gegen die der ein oder andere Kreuzzug geführt wurde. Beim vierten Kreuzzug wendeten sich die west- und mitteleuropäischen Ritter allerdings nicht wie geplant gegen Ägypten, sondern gegen die eigentlich verbündeten Byzantiner und eroberten und plünderten schließlich 1204 Konstantinopel. Dazu werde ich demnächst noch etwas schreiben. Das Byzantinische Reich zerschlugen sie und teilten es in kleine Vasallenstaaten auf, die dem neugeründeten "Lateinischen Kaiserreich" unterstanden, Hauptstadt: Byzanz.

Das muss ein ziemlicher Kulturschock für die Kreuzfahrer gewesen sein. Der Westen hatte viele Errungenschaften des antiken Rom verloren und die Phase des "finsteren Mittelalters" durchgemacht, wohingegen die griechisch-römische Kultur im Osten noch reichhaltig blühte.

Die neuen Herrscher (5 Kaiser in knapp 60 Jahren) hatten wenig Verständnis für die Kultur und unternahmen wenig für das Allgemeinwohl. Das machte sie bei der Bevölkerung noch zusätzlich verhasst, sodass die Byzantiner bald sagten: "Lieber den Sultansturban als den Kardinalshut".

Mit Hilfe anderer ehemals byzantinischer und nun selbstständiger Gebiete konnten die "Lateiner" 1261 vertrieben werden und Byzanz wurde wieder hergestellt. Allerdings erreichte es nie wieder seine alte Größe und Bedeutung.

Hier sieht man eine Aspron-Trachea aus der Zeit des lateinischen Kaiserreiches von Byzanz. Es ist eine sogenannte Schüsselmünze, wie man unschwer erkennen kann. Auf der konkaven Seite sieht man Kaiser mit Schwert und Reichsapfel, auf der konvexen Seite ist Christus abgebildet. Man vermutet, dass man die Form gewählt hat, um die Münzen besser stapeln zu können.
 

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