"Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben."
(Rainer Maria Rilke)
Willkommen im Oktober 2020!
Was erwartet uns in der Natur und am Himmel?
Rilke gibt uns mit seinem Gedicht "Herbsttag", das der/die eine oder andere vermutlich noch aus seiner Schulzeit kennt, schon einen recht guten Überblick.
Zunächst einmal ist der zehnte Monat des Jahres der klassische Herbstmonat. Blattverfärbung, Laubfall und vielleicht einige goldene (sonnige und warme) Oktobertage könnten ins Haus stehen. Es gab allerdings auch schön völlig verregnete und dauertrübe Oktober-Monate, wie zum Beispiel 1998.
Am Sonntag, den 25. Oktober 2020 endet um 3:00 MESZ die Sommerzeit und spätestens dann hat man den Eindruck, die dunkle Jahreszeit habe begonnen.
Die Temperaturen gehen im Durchschnitt gegenüber dem September um ca. 5° zurück und morgens kann es auch in den Niederungen schon für Bodenfrost reichen.
Sagt doch eine alte Bauernregel: Oktobernächte voller Sterne haben warme Öfen gerne.
Schauen wir zum Himmel, dann stellen wir zunächst fest, dass die Bewölkungsanteile zunehmen und klare Nächte seltener werden.
Die Sonne läuft im gesamten Monat durch das Sternbild Jungfrau (das gibt es so auch in keinem anderen Monat) und erst am letzten Tag des Monats (Reformationstag/Halloween) überquert sie um 3:00 MEZ die Grenze zum Sternbild Waage.
Dabei verliert sie rund 11° Grad an Deklination, was zu einem Rückgang des lichten Tages um knapp zwei Stunden auf dann rund 9 1/2 Stunden (im Norden weniger, im Süden mehr) führt.
Schauen wir auf unseren ständigen Begleiter und stellen fest: Diesen Monat gibt es einen sogenannten Blue Moon, also zwei Vollmonde in einem Monat, was auch nur alle 3 bis 4 Jahre auftritt. Am 1. war um 22:05 MESZ Vollmond und an Halloween (wie passend bei hoffentlich klarem Himmel) ist um 15:49 MEZ Vollmond. Beide Vollmondscheiben erscheinen dabei recht klein, da sich unser Trabant jeweils nahe seines erdfernsten Punktes befindet. Also nix mit "Supermond".
Natürlich kommt er auch in diesem Monat wieder an den Planeten vorbei.
So finden wir ihn am 3. gegen 5:00 MESZ morgens bei Mars nur 0,7° südlich. Am 14. wird unser innerer Schwesterplanet besucht, wobei die Sichel relativ weit nördlich vorbeizieht.
Am 22. sieht man ihn abends südlich von Jupiter und am nächsten Abend ist er bereits an Saturn vorbeigezogen.
Was spielt sich sonst am Himmel ab?
Merkur ist in diesem Monat mit bloßem Auge nicht zu erkennen.
Venus bleibt Morgenstern und passiert am 3. morgens früh den Hauptstern des Löwen in sehr knappem Abstand von nur 5 Bogenminuten, das sind 0,09°! Wer also klaren Himmel hat: Lohnt sich.
Mars steht am 14. der Sonne genau gegenüber und dazu noch relativ erdnah. Das führt zu einer Helligkeit, die größer ist als die von Jupiter und einer ganznächtigen Sichtbarkeit: Aufgang mit Sonnenuntergang und Untergang mit Sonnenaufgang. Da sich der rötliche Planet noch dazu in einer relativ sternarmen Gegend aufhält und mit rund 45° Höhe für mitteleuropäische Verhältnisse recht komfortabel hoch am Himmel steht, fällt er definitiv auf.
Jupiter und Saturn sind abends am besten sichtbar, kurz nach dem Auftauchen in der nun immer früher einsetzenden Abenddämmerung findet man beide tief im Süden, wobei Jupiter den Abstand auf Saturn weiter verkürzt.
Zu guter Letzt noch ein wenig Musik: Eines meiner Lieblingsstücke, in dem - ganz zufällig - dieser Monat besungen wird mit einem Video, in dem viele stimmungsvolle Bilder einen guten Eindruck vermitteln.
Ich wünsche - wie immer - viele klare Nächte und viel Spaß beim Beobachten!