Hessen
Grossherzog Ernst Ludwig
20 Mark 1911
Auflage : 150.000
Ich habe mal wieder einen meiner Hessen hervor gekramt und zur Feier des Tages neu abgelichtet
Generell gilt leider, dass alle Jahrgänge in guter Erhaltung sehr schwer zu finden sind. Dies liegt an mehren Gründen:
1. Es scheint, dass Hessen ausschließlich für den Umlauf bestimmt waren. Das heißt es sind wenn nur sehr geringe Mengen gut erhaltener Stücke aus institutionellen ,,Lagerbeständen/Rücklagen'' auf den Markt gekommen.
2. Augenscheinlich waren die Hessen auch bei Sammlern des Kaiserreichs nicht beliebt. Es gab in den Sammlerzeitschriften der 70er Jahre sogar die These Münzen seien vom Volk absichtlich zerkratzt worden um sich bei den Herrschern für den Soldatenhandel im frühen 19. Jahrhundert zu rächen. Das ist aber unwahrscheinlich, da hier besonders Hessen Kassel und nicht Hessen Darmstadt negativ aufgefallen ist.
3. Die Stücke des frühen Kaiserreichs wurden noch in der alten Münze in Darmstadt geprägt, welche aber in den frühen 1880er Jahren geschlossen wurde. Diese haben durch die lange Umlaufzeit zu ,,kämpfen''.
4. Spätere Jahre wurden dann in Berlin geprägt und leiden unter zahlreichen Bagmarks und einem sehr flachen Relief, dass wohl besonders anfällig für Abrieb sein soll. Diese Stücke sind wahrscheinlich nicht in Rollen, sondern in großen Säcken transportiert worden, was die Kratzer erklärt. Gleiches gilt auch für die späten Badenser, welche aber neben der größeren Auflage noch den Vorteil hatten, dass die Jahre 1913 und 1914 zum Großteil eingelagert wurden. Beim Jahr 1911 kommt unter Umständen auch noch eine möglicherweise vorhandene Prägeschwäche hinzu. Berlin hat ja auch die Haare von Wilhelm II zu dem Zeitpunkt weniger stark ausgeprägt. Weiterhin haben sämtliche Stücke dieses Jahres (Ausnahmen bestätigen die Regel) Avers zwischen 5 und 7 Uhr einen Stempelriss, welcher zuerst bei einer Teilauflage von 1906 vorkommt und sich im Jahr 1908 gar nicht findet. Vielleicht gab es hier Probleme mit dem Urstempel.
Für die Suche nach ansehnlichen Stücken heißt das konkret, dass sogar der mit 150.000 Exemplaren vergleichsweise auflagenstarke Jahrgang 1911 meist verkratzt ist und dass ein nur 3 jähriger Gebrauch als echtes Umlaufgeld zu sichtbarem Verlust der kleinen Details und des Prägeglanzes geführt haben. Viele der Stücke in der Zwei Buchstabenplattform sind, selbst wenn man die durch ungünstige Lagerung/Transport entstandenen Bagmarks außer acht lässt, schon von der Grundabnutzung her nur noch ein ss-vz oder f.vz.
Im Anhang möchte ich euch meine beste J.226 vorstellen. Das Stück habe ich bei einem polnischen Münzhändler gekauft und habe den Mehraufwand gerne in Kauf genommen
. Ich bin der Meinung, dass man dem Stück ein vz+ unter der Benennung der Randfehler zubilligen kann, die Frage der Erhaltung ist aber kontrovers. Dennoch habe ich in den vergangenen 16 Monaten, trotz regelmäßiger Suche, kein eindeutig besseres Stück bei M A Shops oder Ebay gesichtet. Abgesehen vielleicht von einer MS 63er Granate, wo man aber außer der Gradingzahl nicht viel erkennen kann.