Token und Soldaten in und um Fort Laramie (WY,USA)

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Fort Laramie wurde im Jahr 1834 von William Sublette und Robert Campbell als privater Pelzhandelsposten gegründet. Der damalige offizielle Name ist mit Fort Williams und später auch Fort John überliefert. [...]
Am 26. Juni 1849 wurde Fort John von der amerikanischen Regierung für 4000 US-Dollar erworben und als Posten der Untied States Army umgewandelt.Fort John wurde in Fort Laramie umbenannt.
Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Fort_Laramie/ 22.10.2016

Liebe Sammler,
nach dem lange nichts mehr von mir kam, möchte ich euch heute einen Token vorstellen, den ich von meiner USA Reise im Sommer heim brachte.
Es handelt sich bei meinem Stück leider lediglich um eine Kopie, das Original habe ich mir lediglich dort im Museum angesehen (leider kann ich das Foto im Moment nicht finden).

Dem Token lag eine Broschüre bei die die Verwendung und den Zweck des Tokens sowie ein paar Hintergrundinformationen gibt.

Mit meinem eher mittelmäßigen Englisch konnte ich soviel herauslesen, dass diese Token wohl hauptsächlich zum Handel zwischen den Soldaten (soldiers) und den Händlern (sutlers, post traders). Die Händler scheinen von der Army bevollmächtig worden sein, den Soldaten einen Vorschuss zu geben. Dieser wurde offenbar in den besagten Token ausgezahlt um deren Verwendung besser zu kontrollieren bzw. zu sehen wofür der Soldat sein Geld ausgibt :).

Wen noch weites zu Fort Laramie interessiert sollte sich mal bei Wikipedia umschauen.(Fort Laramie – Wikipedia)

Ein ähnliches Originalstück ist noch unter JOHN LONDON POST TRADER / IN GOODS / 10 / CENTS / FT LARAMIE W.T. (all incuse) (TC-16351) Fort Laramie, Wyoming (Goshen County), U.S.A. zu finden.

Mein Stück ist nur eine Nachprägung
Das Original sowie die Nachprägung sind nur einseitig geprägt.
 

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Im amerikanischen Bürgerkrieg wurden Kupfermünzen und Kleinsilber schnell knapp. Es fiel zunehmend schwerer, kleine Einkäufe passend zu bezahlen. Abhilfe schufen die privaten Token.

Militärstützpunkte als auch die Einheiten im Feld wurden von privaten Händlern (sutler) beliefert. Sie zogen mit den Soldaten mit und verkauften Dinge des täglichen Bedarfs wie Kaffee oder Tabak.

Ihre Token tragen den Namen der belieferten Einheit, eine Wertangabe und den Namen des Händlers. Statt Vorschuss durch die Armee glaube ich eher, dass diese Token von den Soldaten gegen vorhandene größeren Nominalen eingetauscht werden konnten. Mit den größeren Nominalen kauften die Sutler dann frische Ware.

Sutler-Token im Original sind heute selten und teuer.

Viele Grüße
Hermann
 
ie Händler scheinen von der Army bevollmächtig worden sein, den Soldaten einen Vorschuss zu geben. Dieser wurde offenbar in den besagten Token ausgezahlt um deren Verwendung besser zu kontrollieren bzw. zu sehen wofür der Soldat sein Geld ausgibt

Die Army hatte wohl andere und schwerer wiegende Probleme. Bei Beginn des Bürgerkriegs umfasste die Mannschaftsstärke der Army gerade mal 16.000 Soldaten. Diese kleine Army spaltete sich in ein Nordstaaten- und ein Südstaatenheer auf. Zu Beginn des Kriegs bestand die Masse der Kämpfenden aus freiwilligen Milizen, die von den einzelnen Bundesstaaten ausgerüstet wurden. Es muss ein kunterbunter Haufen gewesen sein.

Dann wurde von beiden Seiten die Wehrpflicht ausgerufen. Es gelang jedoch nie, die neugeschaffenen Armeen einheitlich zu kleiden und zu bewaffnen.

Die Verwendung von Token war nicht auf das Militär beschränkt. "Zivile" Token gab es sehr viele. Praktisch jeder konnte sein eigenes Kleingeld prägen lassen. Diese ganzen Token bilden ein eigenes Sammelgebiet.

Ihr Ende kam 1864. Der Barkeeper Gustavus Lindenmueller gab eigene Token mit einer Stückzahl von über einer Million Exemplare heraus. Sie wurden gerne zum Bezahlen der Straßenbahn benutzt. Die Straßenbahn-Gesellschaft wollte nun die angesammelten Token in Geld der Regierung umgewandelt sehen. Gustavus Lindenmueller weigerte sich schlichtweg. Die Strassenbahn blieb auf ihren Token sitzen. Das in den Token enthaltene Metall war weniger wert als der Nennwert. Im Nennwert stecken schließlich auch die Kosten für die Herstellung und ein kleiner Gewinn für den Hersteller drin. Beim Verkauf der Token als Metall machte die Straßenbahn-Gesellschaft also Verlust.

Dieser Vorfall wurde sehr publik, andere Fälle folgten. Das Vertrauen in die Token insgesamt ging verloren. 1864 wurden die Token vom Congress verboten.

Zwei meiner Token zeige ich Euch gerne vor.

Viele Grüße
Hermann
 

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Der Bürgerkrieg brachte ein währungspolitisches Chaos.

Die Südstaaten verfügten weder über ausreichendes Metall, noch über die Erfahrung um eine eigene Hartgeldwährung aufzubauen. Von einem 1 Centstück und einem Half-Dollar existieren Proben in wenigen Exemplaren. Für 5 und 20 Dollars in Gold wurde ein Design erstellt; geprägte Exemplare sind keine bekannt.

Papiergeld wurde gedruckt, das rasch an Wert verlor. Auch deshalb, weil der Norden riesige Summen fälschte und in den Süden verbrachte.

Die Union begann 1862 mit der Ausgabe von Banknoten ab 1 Dollar. Sie konnten allerdings nicht in Münzen umgetauscht werden. Die Bevölkerung begann sofort, Münzen aller Art zu horten. Besonders eklatant wurde der Mangel an Kleingeld. Anstelle der 1 Centmünzen traten die zahllosen privaten Token.

Für größere Cent-Beträge entstand die "Fractional Currency", kleine Geldscheine in Nominalen von 3 bis 5o Cents. Nach dem Verbot der Token 1864 kam der Kleingeldmangel zurück. Fractional Currency wurde noch bis 1875 gedruckt.

Im Bild ein 10 Cent-Schein aus der Serie von 1869-1875.

Viele Grüße
Hermann
 

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Hallo Herrmann, vielen dank für deine zahlreichen Ausführungen. Du hast dich mit dem Thema eindeutig besser beschäftigt als ich. Auch ein interessantes Sammelgebiet! Ich wusste nicht, dass die Token auch im zivilen Umlauf eine Rolle spielten, habe sie also total unterschätzt und hätte gedacht, dass sie nur von Soldaten verwendet wurden.
 
Die Civil War Token hatten an und für sich nichts mit dem Militär zu tun sondern waren private Prägungen aus verschiedenen Gründen:

1) Kleingeldmangel
2) Patriotismus und Propaganda - Unionsflagge, markige Sprüche, die USS Monitor usw.
3) Werbung für den Händler der sie verausgabte
4) Wahlwerbung - General McClellan "Little Mac" kandidierte für die US Präsidentschaft 1864

Die Sutler Token hingegen entsprechen in etwa dem Kantinengeld zB auf Schiffen oder Militär-Stützpunkten. Während des Bürgerkriegs wird sich das bestimmt auch ineinander vermischt haben.

Übrigens noch etwas zu dem gezeigten NOT One Cent Token... zum einen weist das natürlich darauf hin, dass es sich trotz der gewollten Ähnlichkeit eben nicht um einen Cent handelt. Zum anderen ist es der Teil eines damals sehr populären Ausspruchs "Not one Cent for tribute, but Millions for defence". Selbiger stammt noch aus der Zeit der Barbareskenkriege (1801-05, 1815) und taucht auch auf den Hard Times Token aus den 1830er Jahren auf.
 
Zum anderen ist es der Teil eines damals sehr populären Ausspruchs "Not one Cent for tribute, but Millions for defence". Selbiger stammt noch aus der Zeit der Barbareskenkriege (1801-05, 1815) und taucht auch auf den Hard Times Token aus den 1830er Jahren auf.

Meines Wissens reicht die Entstehung des Spruchs in das Jahr 1797 zurück.

Das revolutionäre Frankreich betrachtete die USA als feindliche Nation. Französische Schiffe überfielen amerikanische Schiffe nach Piratenart.

US-President Adams sandte 3 ehrenwerte Amerikaner nach Frankreich, um mit dem frz. Außenminister Talleyrand über das Ende der Feindseligkeiten zu verhandeln. Für ein Treffen mit dem Minister verlangten die Franzosen erst einmal Bares, damals nicht unüblich. 12 Millionen Dollars für den Staat und 250.000 Dollars für Talleyrand persönlich.

No, no, not a sixpence, sir!” war die Antwort der Amerikaner und sie fuhren unverrichteter Dinge nach Hause.

1798 diskutierten einige Congress-Abgeordnete bei einem Dinner in Philadelphia über diese Geschichte. Ein Herr Harper erhob sich und verkündete:

"Millions for defense, but not one cent for tribute."
Der Spruch blieb hängen.



Im Beitrag 3 findet sich der „Dix-Token“ im Anhang. Eine Seite zeigt die Flagge der Union, auf der Gegenseite ist zu lesen:

„IF ANYBODY ATTEMPTS TO TEAR IT DOWN SHOOT HIM ON THE SPOT“

Frei übersetzt:

„Wenn jemand versucht sie (Anm.: die Fahne der Union) herunter zu reißen, erschieß ihn auf der Stelle.“

Dix war Staatssekretär des Nordens. In einem Telegramm beorderte er 2 bewaffnete Kutter aus den Südstaaten zurück nach New York zu fahren. Das Telegramm enthielt obigen Satz. Es wurde abgefangen, sein Inhalt verbreitete sich jedoch schnell. Dix wurde als Held gefeiert und der Token mit seinem Spruch ist einer der Bekanntesten.



Die amerikanische Währungsgeschichte ist durchaus spannend. Viele Münzen können mit interessanter Hintergrund-Geschichte aufwarten.

So der „Fugio-Cent“. 1787 beschloss der US_Congress die Prägung einer 1 Cent-Münze. Auf der einen Seite eine Kette von 13 Ringen, die die Bundesstaaten symbolisieren. Darin ein Kreis mit der Umschrift „STATES UNITED“ und in der Motte „WE ARE ONE“.

Die Gegenseite zeigt oben eine Sonne, darunter eine Sonnenuhr. Links das Wort „FUGIO“, „ich fliehe (Anm.: die Zeit). Unter der Sonnenuhr: „MIND YOUR BUSINESS“.

Soll wohl bedeuten:

„Erledige Deine Geschäfte bevor Dir die Zeit davon rennt.“

Mister James Jarvis wurde beauftragt, 300 Tonnen solcher Cents herzustellen; das Kupfer stellte die Regierung. Jarvis überließ die Prägung seinem Schwiegervater. Dieser veruntreute einen größeren Teil des Kupfers und ließ damit „Connecticut Coppers“ herstellen. Diese Münzen, im Auftrag des Bundesstaates Connecticut hergestellt, waren so untergewichtig, dass sie spürbar höheren Gewinn versprachen, als aus den Fugio-Cents zu erwarten war.

Jarvis reiste nach Europa um frisches Kupfer zu kaufen. Ach, der gute Jarvis, er vergaß seinen Geldbeutel mit zu nehmen. Auf reine Zahlungsversprechungen hin wollte ihm niemand Kupfer liefern.

Sein Schwiegervater stellte immerhin etwa 400.000 Fugio-Cents her und schickte sie an die U.S. Treasury . Das machte 4 der gelieferten 300 Tonnen Kupfer!

Diese geringe Menge zudem deutlich untergewichtiger Münzen erzürnte den Congress. Er verweigerte die Annahme und beauftragte das Finanzministerium wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, um das verlorene Geld wieder zu beschaffen.

Jarvis blieb in Europa; sein Schwiegervater flüchtete zu ihm.

Ein Händler namens Royal Flint kaufte die Münzen zu einem Drittel des Nominalwertes auf Kredit auf. Nur wenige Tage später sank der Kupferpreis; der Kredit war über den Materialwert nicht mehr abgedeckt und Herr Flint landete am Schluss im Gefängnis.

Die breite Masse der erhalten gebliebenen Münzen liegt maximal in der Qualität „schön“ vor. Die Erhaltung meines Fugio-Cent ist das Gängige, was ein normal Sterblicher sich leistet. Trotzdem, ich musste mir die Ohren mit Auto-Polierwatte zu stopfen um das Flehen des Geldbeutels um Gnade zu überhören.



Eine schöne Geschichte gibt es zu Indian Head Nickel (Buffalo Nickel) mit dem Büffel auf der Rückseite.

Die neu zu schaffende Münze sollte vom Bildhauer James Earle Fraser gestaltet werden. Um den Büffel zu gestalten begab er sich nach New York in den Bronx Park um dort Black Diamont zu portraitiren, einen Büffel wie aus dem Bilderbuch.

Der Büffel dachte nicht daran, sich wie gewünscht von der Seite zu zeigen. Stunde um Stunde versuchte Fraser Black Diamond in Ton zu modellieren. Angeblich erbarmte sich dann ein Wärter und stellte dn Büffel hin, wie von Fraser gewünscht.

Solche Geschichten sind es, die mir die alten US-Münzen so sympathisch machen.

Viele Grüße
Hermann
 

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1863 One Cent Medal.jpg

Für das Spiel habe ich mich für eine andere Münze entschieden, aber hier passt das Stück ganz gut rein. Wie oben schon mal erwähnt, dürfte dieser Civil War Token u.a. als Wahlwerbung gedient haben. Unter 1863 stand mal "Little Mac" aber das hat wohl ein Anhänger des Generals nicht haben wollen.
 
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