Unterwegs in HeLaFra

Nach einer Woche Spreewald wollten wir eigentlich in die Fränkische Schweiz weiterreisen, aber wir machten noch einen Abstecher nach Norden zum Besuch von Verwandschaft. Wir fuhren einen Bogen über Cottbus (Chóśebuz) mit dem tollen im Jugenstil erbauten Staatstheater, und hielten uns nach Nordosten durch große Tagebaugebiete nach Guben (Gubín), die Doppelstadt an der Neiße. Die polnische Seite wird gleich am Flussufer von einem großen Einkaufszentrum dominiert, die deutsche Seite ist dagegen eher beschaulich.

Weiterfahrt nach Norden, an barocken Kloster Neuzelle vorbei nach Eisenhüttenstadt, was ich mir mal für einen intensiveren Besuch aufheben werde. Wir waren ja auf der Durchreise.

Den Tag bei meiner Verwandtschaft verbrachten wir mit der Besichtigung der Bunkeranlagen in Wünsdorf. Der Besuch des Standortes hatte auch für mich persönlich Bedeutung, denn mein Großvater hatte in Wünsdorf 1917 seine Ausbildung absolviert, bevor er im gleichen Jahre an der Front im Westen kämpfen musste. Die Führung und die Bilder zeigen den Bereich der von den Nazis gebauten Bunkeranlage Zeppelin und die Maybach-Anlagen mit dem Sitz des OHL. Maybach wurde nach dem Viermächtestatus zerstört, oder besser gesagt: es wurde versucht zu zerstören. Doch die teils drei Meter dicken Wände und Fundamente ließen sich nicht so einfach zerstören. So blieben groteske Giebel, die sich in den Sandboden eingegraben haben. Zeppelin wurde nach 1945 noch von den Sowjets weitergeführt, und die ganze Anlage war bis in die 90er Jahre der Sitz der Roten-Armee-Führung in Deutschland.

Aber wir hatten uns ja nicht zum Nulltarif bei der Verwandschaft eingenistet. Am Nachmittag ging es in den Weinberg, zum Freischneiden der Blätter um die Reben rum, und zum Kappen der Triebe. Für mich als Weintrinker war es faszinierend, mit meiner Finger Arbeit an einem komplexen Naturprodukt - und dann noch Wein! - mitzuarbeiten. Und das ausgerechnet in Brandenburg! Wo übrigens sehr guter Weiß- und Rotwein gekeltert wird. Darüber durften wir uns dann an einem freucht-fröhlichen Abend überzeugen!
 

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Unsere seltsame Reiseroute führte uns an Dresden und Chemnitz vorbei über die Vogtlandautobahn nach Hochfranken und dann hinunter in die Fränkische Schweiz nach Pottenstein im Püttlachtal, wo wir ein paar schöne Wanderungen unternehmen konnten. Waren es im nordhessischen Kellerwald die vielen Pilze, im Spreewald die Vielzahl an Libellen, die mich faszinierten, so waren es hier in Franken die vielen Blühstreifen am Wegesrand. Es wird wohl auch an der dort sehr kleinteiligen Landwirtschaft liegen, die es überall blühen lässt. Die Flächen sind dort oft nur ein halbes Hektar groß, und es wird alles mögliche angebaut: Hafer, Geste, Roggen, Weizen, dazu Mais und Gemüse. Und viel Obstanbau. Dazwischen ist immer noch Platz für Blühstreifen, wo es ständig summt und zirpt.

Franken war ebenso wie die Lausitz von den Slawen besiedelt. Weiter nach Westen sind sie aber nicht wissentlich vorgedrungen. Es erstreckte sich ein engmaschiges Netz von Wallburgen von hier bis über Sachsen, die Lausitz bis weit nach Polen und Tschechien hinein. Aber in Franken konnten sich die Slawen nicht lange halten. Und doch nutzten auch sie die vielen Höhlen wie etwa das Quakenschloss oder die Ochsenhöhle, die man einfach so unbeleuchtet durchschreiten kann als Zufluchtstätte, Basislager für Jagdausflüge und Unterschlupf.

Wir finden hier Mischwälder am ehesten an den Hängen und in engen Tälern sowie an manchen Höhenzügen, während auf den Höhen in der Regel diese kleinteilige Landwirtschaft betrieben wird. An den Abhängen dieses Karstgebietes finden wir die vielen Höhlen und Steinsäulen, die wie zufällig verteilt in der Landschaft herumstehen. Im Druidenhain liegen Felsen zerstreut im Wald, von Moos überwuchert. So als hätten Trolle Domino gespielt und mit der Zeit hat der Wald alles überwuchert.

Hier wachsen Buchen und Kiefern, dazwischen Eichen und Fichten. Doch auch hier stirbt der Wald. Man sieht auf Bild 34 die grünen Nadeln am Boden liegen. Wenn man ganz still ist, kann man sie Nadeln rieseln hören. Man hört förmlich die Klimakrise. Ich kenne das aus meiner Heimat. Auch hier bei mir zu Hause, an den Ausläufern des Rothaargebirges, sterben die Fichtenplantagen in dramatischem Ausmaß.

Ich habe in den drei Wochen quer durch HeLaFra viele Waldformen kennenlernen dürfen. Und ich habe auch durch kundige Begleitung einiges in Sachen Wald und Beziehungsgeflechte dazu lernen dürfen.

Vielen Dank für's Mitlesen! :)
 

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Danke auch für den Bericht und die tollen Bilder!

Aber wir hatten uns ja nicht zum Nulltarif bei der Verwandschaft eingenistet. Am Nachmittag ging es in den Weinberg, zum Freischneiden der Blätter um die Reben rum, und zum Kappen der Triebe...
Die Blätter kann man übrigens auch noch verwenden. Habe letzten Monat noch (mit Weinblättern und frischer Minze aus dem Garten meiner Mutter) mit Reis und Kräutern gefüllte Weinblätter (Dolmadakia) nach einem griechischen Rezept gemacht.
Super lecker und gar nicht so schwer zu machen.

Hier wachsen Buchen und Kiefern, dazwischen Eichen und Fichten. Doch auch hier stirbt der Wald. Man sieht auf Bild 34 die grünen Nadeln am Boden liegen. Wenn man ganz still ist, kann man sie Nadeln rieseln hören. Man hört förmlich die Klimakrise. Ich kenne das aus meiner Heimat. Auch hier bei mir zu Hause, an den Ausläufern des Rothaargebirges, sterben die Fichtenplantagen in dramatischem Ausmaß.
Ja, das hat sich bei uns in den letzten Jahren sehr schnell dramatisch verändert. Ich war in den letzten Monaten immer mal wieder im Wald im südwestlichen Teil unseres Stadtgebietes ;) - also da, wo ich aufgewachsen bin - spazieren gegangen. Viele Ecken waren kaum wiederzuerkennen, weil viele ehemalige Fichtenbestände mittlerweile komplett verschwunden sind und z.T. auch sehr große Kahlflächen hinterlassen haben.
Aber wenn man die Natur lässt, dann wird sich da wieder ein neuer Wald entwickeln. Mit Bäumen, die hier hingehören. Es braucht nur Zeit.
 
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