Leider ist auch in Wikipedia nicht alles Gold was glänzt und es steht vieles da was so nicht richtig ist. So auch hier.
Es geht ja grundsätzlich um die Ausrichtung der beiden Prägestempel zueinander. Leider verwendet die Literatur die Begriffe Wendeprägung und Kehrprägung ebenfalls nicht einheitlich und wurde zwischen sogar mal geändert. Meiner Meinung nach ist für eine Kommunikation, eine einheitliche Verwendung von Begriffen wichtig. Ansonsten entstehen nur Missverständnisse.
Wendeprägung:
Diese Stempelausrichtung ist bei uns üblich. Die Prägestempel sind gleich zueinander ausgerichtet. Wenn eine Münze, bei normaler Betrachtung, also lesbar, nach links oder rechts gewendet wird, ist die jeweils andere Seite, ebenfalls lesbar.
Kehrprägung:
Diese Stempelausrichtung war unter anderem bei den französischen Münzen üblich. Daher wird diese Art auch gerne als französische Prägung bezeichnet. Die Prägestempel sind gegensätzlich zueinander ausgerichtet. Um 180° umgekehrt. Wenn eine Münze, bei normaler Betrachtung, also lesbar, nach links oder recht gewendet wird, ist die jeweils andere Seite NICHT lesbar. Sie steht auf dem Kopf. Man müsste die Münze noch oben oder unten umkehren, um eine jeweils lesbare Münzseite zu haben.
Die meisten Menschen welche sich mit Münzen beschäftigen verwenden die Begriffe wie beschrieben. Daher kann es als Standard „richtig“ angesehen werden, weil es sich so einfach durchgesetzt hat. Es ist nicht genau bekannt wie man zu dieser Definition gekommen ist. Ebenfalls nicht bekannt ist, warum sich die Definition vor ca. 20-23 Jahren geändert hat. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die Literatur ebenfalls der sich durchsetzenden Definition der Begriffe angepasst hat.
Zu beachten ist hierbei, dass jeweils nur die absolut korrekte Ausrichtung als Kehr- oder Wendeprägung bezeichnet werden kann. Jede Abweichung muss eigentlich bereits als Stempeldrehung bezeichnet werden. Eine Stempeldrehung bewegt sich also in einem Bereich von 1° bis 359°. Je größer die Stempeldrehung ist, desto interessanter ist es für einen Sammler von Fehlprägungen. Wobei eine Stempeldrehung von 180° als das Maximum angesehen wird, weil ein Prägestempel in beide Richtungen gedreht sein kann. Selbstverständlich gibt es eine Toleranz, welche bei einem Massenprodukt automatisch vorkommt. Man sieht hier alles im Bereich von ca. 10° als Toleranz an.