Ich hab mir zwei Tage Zeit genommen und war gegen Ende meines Urlaubs in Kalkriese. Und was soll ich sagen, ich war sehr beeindruckt...eigentlich fast begeistert darüber, auf welche Art und Weise man versucht die Geschehnisse von vor 2000 Jahren den Besuchern näher zu bringen.
Museum und Ausstellungen sind unmittelbar in die Landschaft integriert, in der die größten Funde gemacht wurden. Es nennt sich Park und Museum Kalkriese. Man kann den Ort der Varusschlacht nicht punktuell festmachen, es gibt sicher einige Schwerpunkte , aber die kämpferischen Handlungen kann man sicher über ein riesiges Areal entlang des Marschweges der Legionen von ca. 50 Quadratkilometern ansiedeln.
Die Engpässe dieses Marschweges aber, befinden sich auf dem Gelände dieses Parkes, auf der einen Seite ein Höhenzug, unpassierbar für den römischen Tross, auf der anderen Seite ein großes Moor, zusätzlich noch verdichtet durch einen künstlichen Wall, den die Germanen aufgeschüttet und entsprechend getarnt hatten.
Der Wall ist zu einem Teil restauriert, Grabungen finden ständig statt, man kann hierbei teilweise zusehen. Der Weg den die Legionen des Varus mit großer Wahrscheinlichkeit nahmen ist durch schwere Kupferplatten in den Boden eingebracht symbolisiert und ausgelegt. Auf einigen der Platten sind Zitate von Tacitus zu lesen.
Dieser Weg führt an dem Wall vorbei, an Grabungsstellen, an Orten an denen große Funde gemacht wurden.
Im Museum selbst hat man eine unglaublich innovative, lebendige Art und Weise gefunden den Besucher zu "fesseln".
Varus und Arminius unterhalten sich im Jenseits. Das wird dargestellt indem man zwei kugelförmige Bildschirme in einem abgedunkelten Raum aufgestellt hat. Die Köpfe zweier Schauspieler sind zu sehen diese führen nun ein Zwiegespräch.
Warum kam es zu den Kämpfen?...man war eigentlich so gut wie befreundet...was waren die Hintergründe...sie erzählen aus ihrem Leben, ihren Biographien...Varus macht Arminius Vorwürfe...dieser kontert diese...legt seine Sicht der Dinge dar....usw.
In einer Vitrine, hat man anhand von Zinnfiguren mehr als 10 000 römische Legionäre und ihren Marschtroß in einer langen Kolonne aufgebaut. Ein Zug, der sich über viele Kilometer erstreckte. Erst hier wird einem bewußt, wie groß diese Tragödie war und welche riesige Anzahl von Menschenleben diese Schlacht kostete.
In einer weiteren Vitrine, symbolisieren hunderte von kleinen Kugeln die Römer. Man läßt diese Kugeln nun durch Knopfdruck durch ein entsprechendes Geländeprofil rollen und sieht, wie sie sich alle an einer Stelle sammeln und verdichten....hier erfolgte dann wohl der Schlag der Germanischen Krieger.
Ich hab sechs oder sieben Stunden hier zugebracht....ohne das mir langweilig wurde. Ich hatte 350 Kilometer Anreiseweg und war skeptisch, ob sich das wohl "lohnen" würde. Nun gut, mich interessiert die Geschichte und vor diesem Hintergrund muß ich sagen, ja es war sehr interessant und ich kann einen Besuch dort empfehlen. Bewußt bin ich alleine gefahren, denn nörgelnde Begleitpersonen, bei Messen, Ausstellungen und Museumsbesuchen hab ich auch schon erlebt. ;-)
Last but no least, die Münzen. Es waren einmal größere und kleine Funde in Vitrinen zu sehen, aber für die Topstücke hat man sich etwas besonderes einfallen lassen.
In eine Wand gehend waren Objektive wie von Fernrohren angebracht. Man sah nun durch diese Objektive und toll ausgeleuchtet, etwas vergrößert, drehten sich auf einer Vorrichtung direkt vor dem Auge die Prachtstücke. Es gab sieben oder acht solcher "Gucklöcher" und man konnte die Münzen von allen Seiten aus bewundern. Unter anderem Denare, ein herrlicher Gold Aureus, und ein Kupfer As, geprägt im gallischen Lugdunum (Lyon), mit dem Gegenstempel des Publius Quinctilius Varus.
Grüsse