Vom Gewicht auf die Erhaltung schließen?

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Guten Tag,

leider habe ich bei der Suche kein entsprechendes Thema gefunden, deswegen eröffne ich nun ein neues. Ich habe mir vor geraumer Zeit bei einem großen Onlineversandhändler für kleines Geld eine Feinwaage (Link sende ich gerne per Nachricht) gekauft, welche auf die zweite Nachkommastelle genau geht und damit alle Doppelkronen von meinen Bekannten, Verwandten und aus meiner eigenen kleinen Sammlung abgewogen.

Auch wenn die überschaubare Anzahl sicher noch keine festen Schlüsse zulässt ist mir aufgefallen, dass es einen sehr starken Zusammenhang zwischen Gewicht und Erhaltung/Abrieb gibt. Das heißt fast alle Ronden müssen einmal 7,970 7,965 oder 7,960g gewogen haben. Ausreißer nach unten kann ich eigentlich nur bei drei Württembergen der ersten Prägephase feststellen.



Meine Ergebnisse habe ich in einer öffentlichen Tabelle festgehalten, die jeder gerne erweitern darf:

Dokument

Hat sich von euch schon mal jemand mit dem Thema beschäftigt? Wenn zu, zu welchen Schlüssen seit ihr gekommen?

Viele Grüße
Alex
 
Hallo,

ab einer Erhaltung unterhalb von ss lässt sich vielleicht ein Zusammenhang zwischen Gewicht und Erhaltung ableiten. Alles darüber ist dadurch nicht möglich. Die Toleranzen beim Reichsgold sind nach Hammerich wie folgt angegeben:

- 2 1/2 tausend Teile bei den 10 und 20 Mark Münzen
- 4 tausend Teile bei den 5 Mark Goldmünzen

Somit ergeben sich hier bereits abweichend vom Sollgewicht folgende Werte bei den prägefrischen Münzen:

20 Mark Sollgewicht (gerundet): 7,965 g
20 Mark Maximum (gerundet): 7,985 g
20 Mark Minimum (gerundet): 7,945 g

Auch gibt es Toleranzen für die Abnutzungsgrenze beim Reichsgold, diese liegt bei 5 tausend Teile bei allen Goldmünzen. Bei den 20 Mark Münzen liegt daher das Passiergewicht bei 7,925 g. Zudem ist hier folgendes Zitat im Hammerich enthalten: "Doppelkronen mit einem Gewicht von 7,930 g abwärts werden von der Reichsbankhauptkasse als untergewichtig an das Münz-Metall-Depot abgeliefert."

Aus den genannten Gründen halte ich eine pauschalisierte Aussage für nicht möglich. Wohingegen vielleicht Aussagen möglich sind, ist bei einem Gewicht um die 7,930 g +/- 0,005 g. Ab diesem Wert kann man von Umlaufmünzen sprechen. Die Erhaltungen sollten hier um ss variieren, je nach dem. Bei einer 20 Mark Münze, welche dem Maximalwert von 7,985 g entsprach hat mehr Gewichtsverlust erlitten als eine 20 Mark mit dem Minimalwert von 7,945 g.

mfg
 
Hat sich von euch schon mal jemand mit dem Thema beschäftigt? Wenn zu, zu welchen Schlüssen seit ihr gekommen?
Viele Grüße Alex
Hallo Alex,
Deine Betrachtung hat schon was bestechendes an sich -
ich stell mir gerade vor, ein Münzenhändler hat ein 3-Mark Friedrich der Weise, -legt es auf die Waage, -schaut das Gewicht an und dann in eine
Tabelle wie Deine, und stellt fest, "das muss PP sein" sie hat das höchst Gewicht.

Mettler-Waage.jpg
Der Händler hat aber, nicht so wie Du eine Brett'l Waage, sondern eine richtige Präzisions-Waage. Was hältst Du jetzt von seiner Aussage?
.... vergiss den ganzen Kinderkram, so werden Münzen mit Sicherheit niemals beurteilt, auch Goldmünzen nicht.

0003.jpg

Gruß diwidat
 
welche auf die zweite Nachkommastelle genau geht
Das geht meine auch, nur interessant ist die Genauigkeit bzw. Schritte in welchen sie wiegt.
Wenn Sie 0,05 schritte hat stimmt es teilweise nicht weil dann die waage schonmal 4,00 anzeigt bei einer Krone.
Also zwei Stellen genügen schon nur eben sollte es dann solch eine empfindliche sein welche 0,01 macht.
 
Ich habe das Gefühl etwas missverstanden zu werden. Das klingt so als hätte ich die Erhaltungsangaben der mir zur Verfügung stehenden Doppelkronen anhand deren Gewichts bestimmt. Das Gegenteil ist der Fall, da ich die Waage noch nicht lange habe. Stattdessen habe ich Verkäuferangaben kritisch hinterfragt, mit anderen Stücken verglichen und hier im Forum Meinungen eingeholt. Das Gewicht hat also beim ,,Finden'' der Erhaltungsangabe, die rein visuell geschehen ist keine Rolle spielen können.
Mir ist bewusst, dass ich keine mehrere hundert Euro teure Waage besitze, aber dennoch ist das Wiegen zumindest mit 0,005 Gramm Toleranz genau, wiederholbar und mit dem 50,000g schweren Kalibriergewicht überprüfbar.
Die Waage geht auf die zweite Nachkommastelle genau und rundet die dritte. Das heißt sie geht in den Schritten 7,960 7,965 und 7,970.
Mir geht es wie gesagt nicht darum die Erhaltung aus einer Tabelle abzulesen, sondern die Tabelle ist eine unabhängige Gegenüberstellung von Gewicht und Erhaltung. Ich lese aus meinen 29 ,,Einträgen'' ab, dass Abrieb zumindest bei den meisten Stücken mit dem Gewicht korreliert. Meine Frage war nicht was Händler ausmessen und auch nicht was irgendwann mal irgendeine Kapazität niedergeschrieben hat, sondern wie es sich bei anderen Sammlern/weiteren Stücken verhält. Daher auch die öffentlich zu erweiternde Tabelle.
 
Jürgen Faul hat 2009 im NNB einen Artikel zum Gewicht von Reichsgoldmünzen geschrieben, dieser Artikel ist hier mehrfach verlinkt, so dass Du ihn leicht findest. Faul kommt zu dem Ergebniss, dass es einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Erhaltung gibt, darüberhinaus finde ich seinen Artikel besonders deshalb interessant, da er dokumentiert, dass das Passiergewicht allem Anschein nach nicht sehr konsequent befolgt wurde. Dies finde ich aus dem Grund spannend, da es Rückschlüsse auf die Handhabung von Goldmünzen im Kaiserreich erlaubt.
 
Auch wenn die überschaubare Anzahl sicher noch keine festen Schlüsse zulässt ist mir aufgefallen, dass es - einen sehr starken Zusammenhang zwischen Gewicht und Erhaltung/Abrieb gibt. Viele Grüße Alex
Deine Arbeit ist sicherlich sehr lobenswert und ev. auch beispielhaft -
aber Du wirst einem alten Besserwisser verzeihen, dass er Deinen Beitrag so gelesen hat, wie er geschrieben wurde :rolleyes:.
 
Vielen Dank für den Hinweis Kronerogore! Ich habe den Artikel mal raus gesucht: Gewichtsdifferenzen 20 Mark Reichsgold
Ich werte ihn mal als eine eine Bestätigung meines Eindrucks. Wobei Herr Faul auf leicht abweichende Gewichtsangaben/Mittelwerte kommt. Das liegt wohl an der überschaubaren Münzanzahl, an möglicherweise kritischerer Erhaltungseinschätzung meinerseits/mangelnden Zwischenstufen bei ihm und daran dass sich unter den von mir gewogenen Stück relativ wenig Anlagegold befindet, was ungesehen/abgenutzt gekauft wurde.
 
@diwidat Eigentlich solltest du wissen, dass PP keine Erhaltungsangabe, sondern ein Prägeverfahren ist. Und was meine Tabelle angeht gibt es zumindest bei meinen Stücken einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Erhaltung (die natürlich auch durch Kratzer herabgesetzt sein kann) und Gewicht. Keines meiner vz/vz+/stg Stücke hat weniger als 7,955 Gramm gewogen und keines der ,,reinen'' ss Stücke (ohne +) mehr als 7,93. Du darfst den Satz also nicht kritisieren ohne dir die Tabelle angesehen zu haben :wut:
Statt Bilder von deiner antiquarischen Feinwaage zu machen schlage ich dir vor lieber mal deine Doppelkronen auszuwiegen und die Ergebnisse in der Tabelle mit uns zu teilen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Thema Abnutzung und Erhaltung kann ich auch die Arbeiten von Peter Hammer und Franz Zylka verweisen. Beide wurden aber leider auch auf antiquierten Präzisionswaagen erstellt.

PS: Mit lediglich 2,5 Stellen hinterm Komma würde ich mich an Deiner Stelle nicht so weit aus dem Fenster lehnen...
 
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