Von der Goldwährung zur Papierwährung ...

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geht das notfalls mit einem Federstrich (oder gerade mal drei Paragraphen).

Hallo!
Ich weiß nicht, ob das schon jemand hier eingestellt hat - wenn das so sein sollte, bitte ich um Entschuldigung - aber mir hat jemand vor kurzer Zeit einen "Haufen" alte Bücher geschenkt. Nichts wirklich weltbewegendes, teilweise auch der übliche Mist, der vor ca. 70 Jahren gedruckt wurde. Aber ein älteres Buch war dabei mit einem historisch doch interessanten Inhalt. Es handelt sich um eine Sammlung von Gesetzen, die zu Beginn des 1. Weltkrieges erlassen wurden, um die Wirtschaft auf Kriegswirtschaft umzustellen. Darunter das Gesetz, betreffend die Änderung des Münzgesetzes.

Ich habe die entsprechenden Seiten gescannt und stelle sie hier ein.

Grüße
collettore
 

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es ist immer wieder schön, zeitnahe Ausgaben zu sehen :)

Danke für den Scan,
JPN
 
Ich finde solche Originaldokumente auch immer ganz besonders interessant. Vieles ist heutzutage dank der digitalen Technik einfach so greifbar, was man noch vor zwanzig Jahren nur sehr kostspielig, wenn überhaupt, beschaffen konnte.

Folgendes Detail ist m . E.ebenfalls von besonderem Interesse: In der 2. Fussnote zum Gesetz vom 4.8.14 wird § 9 des alten Münzgesetzes zitiert, dem zufolge Gold nur gegen Zahlung von mindestens 50 Mark in Nickel und Kupfer oder 200 Mark in Silber ausgehändigt wurde. Bereits in Friedenszeiten existierten also Mittel, um den Goldverkehr zu drosseln. So ist eventuell auch folgende Notiz aus der " Berliner Volkszeitung " ( 1875 ) zu verstehen :

" Wenn sich erst alles spielend wird vollzogen haben, dann wird jede Zahlung über 20 Mark in Gold geleistet werden müssen. Nun ist wohl klar, daß Wochenlöhne der Arbeiter nur in seltenen Fällen in Goldstücken bezahlt werden. Silbergeld, Scheidemünze ist der alleinige Kapitalbestand des arbeitenden Volkes. Wie aber, wenn das Quartal herankommt und er die Miethe bezahlen muß, welche viel mehr als 20 Mark beträgt? Woher Gold nehmen? Das Reich ist freilich verpflichtet, Kassen einzurichten, welche für die Scheidemünze Goldstücke geben; aber dergleichen ist nicht für Arme eingerichtet. Das Umtauschgeschäft macht das Reich nur, wenn man ihm mindestens 200 Mark beisammen bringt . Da bleibt denn der arbeitenden Bevölkerung an jedem Quartalstage nichts übrig, als sich bei dem Geldwechsler für das zusammengesparte Silbergeld die nöthigen Goldstücke zu kaufen, wofür natürlich der Geldwechsler eine kleine Provision rechnet. Da macht sich der Gewinn und Verlust wirklich ganz ebenso spielend wie die Reform".



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... zeitnahe Ausgaben :) ...

Ja, genau!:)

Hallo!
Ist ja erst 97 Jahre und ein paar Tage her. Aber im Ernst, die historischen Wissenschaften befassen sich nun mal vielfach mit Dingen, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Bei der ganzen Euro-Anhäuferei (ich weigere mich, den Begriff "Sammeln" darauf anzuwenden, auch wenn ich dafür Prügel:eek2::heul: im Forum beziehen werde) gerät schnell in Vergessenheit, dass Münzensammler sich im Regelfall mit vorzugsweise älteren Dingen befassen.

Die Numismatik im engeren Sinne gilt (nicht "ist":D) nach meiner Kenntnis aus wissenschaftlicher Sicht nur als Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaft. Weil sie den Historikern eben einen Teil des Materials / der Dokumente liefert, mit denen diese ihre Erkenntnisse gewinnen.

@Kronerogøre:

Zum Geldumlauf / Goldumlauf im Kaiserreich schreibt Rittmann auch einiges. Danach war wohl immer Papiergeld ein fester Bestandteil des Geldumlaufes, ohne dass es zu nennenswerten Akzeptanzproblemem gekommen wäre. Die Reduzierung des Goldumlaufes setzte wohl erst ab ca. 1900 ein, als man - aus welchen Gründen auch immer - versuchte, das Gold in der Reichsbank zusammen zu halten.

Apropos Rittmann: Es soll von ihm neben dem bekannten Buch "Deutsche Münz- und Gelgeschichte der Neuzeit bis 1914" im Umfang von ca. 250 Seiten ein wesentlich umfangreicheres (und wesentlich teureres) Buch von ca. 600 Seiten geben, das das gleiche Thema, nur wesentlich ausführlicher behandelt. Hat das jemand von den Foristen?

Grüße
collettore
 
@Kronerogøre:

Zum Geldumlauf / Goldumlauf im Kaiserreich schreibt Rittmann auch einiges. Danach war wohl immer Papiergeld ein fester Bestandteil des Geldumlaufes, ohne dass es zu nennenswerten Akzeptanzproblemem gekommen wäre. Die Reduzierung des Goldumlaufes setzte wohl erst ab ca. 1900 ein, als man - aus welchen Gründen auch immer - versuchte, das Gold in der Reichsbank zusammen zu halten.

Ich halte die Epistel aus der von mir zitierten Zeitung eigentlich für Presse - Geunke. Ich habe numismatische Literatur zum Kaisereich aus der DDR, wenn es wirklich so gewesen wäre, dass der Arbeiter Füchse beim Wucherer kaufen musste, wäre das dort sicher ausführlich behandelt worden.

Banknoten spielten im Bargeldumlauf eine kleinere Rolle, als man es sich so vorstellt. Laut " Die Geschichte der kleinen Reichsbanknoten zu 20 und 50 Mark " ( Zilch, Ost - Berlin, 1979 ) setzte sich der Bargeldumlauf 1906 wie folgt zusammen :

Gold 3850 Millionen Mark

Scheidemünzen 948 Millionen Mark

Reichsbanknoten 1776 Millionen Mark

Privatbanken 154 Millionen Mark

Reichskassenscheine 113 Millionen Mark

Einzig in der kleinen Summe der Reichskassenscheine sind Nominale unter 100 Mark vorhanden

Erst nach Einführung der Reichsbanknoten zu 20 und 50 M ändert sich das Bild etwas. Am 30.5.1914 sind ca 2000 Millionen M Reichsbanknoten im Umlauf, davon zu 25 5 Noten zu 20 und 50 mark.
 
Zuletzt bearbeitet:
Apropos Rittmann: Es soll von ihm neben dem bekannten Buch "Deutsche Münz- und Gelgeschichte der Neuzeit bis 1914" im Umfang von ca. 250 Seiten ein wesentlich umfangreicheres (und wesentlich teureres) Buch von ca. 600 Seiten geben, das das gleiche Thema, nur wesentlich ausführlicher behandelt. Hat das jemand von den Foristen?

Ich weiß nicht, ob Du sein Werk "Deutsche Geldgeschichte seit 1914" (ISBN: 3781402673) meinst. Es hat 605 Seiten und wird z.B. bei eurobuch.com für 9,90 EUR feilgeboten.

Schöne Grüße,
JPN
 
Die Reduzierung des Goldumlaufes setzte wohl erst ab ca. 1900 ein, als man - aus welchen Gründen auch immer - versuchte, das Gold in der Reichsbank zusammen zu halten.

Zilch bietet folgende Erklärung an :

" ... schufen also Buchgeld. Es wurde ferner dadurch vermehrt, dass die Staatsorgane zunehmend den Überweisungsverkehr in Anspruch nahmen. Besonders die Einrichtung von Lohn - und Gehaltskonten sorget mit für die Verbreitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.

Die auf den Girokonten befindlichen Gelder konnten jederzeit in Banknoten oder Münzen umgewechselt werden. Damit übten sie einen starkern Druck auf die Währungsdeckung aus. Die reichsbank musste deshalb ständig um die Vergrösserung ihres Schatzes kämpfen. Mit vielfältigen Mitteln suchte sie Gold an sich zu ziehen...
...auch die aussenwirtschaftliche Lage Deutschlands als eines stark importabhängigen Landes spielte eine Rolle, denn unter de Verhältnissen der Goldwährung erfolgte der Ausgleich von Zahlungsbilanzen in letzter INstanz durch reale Goldbewegungen "

Letzteres wird im Jaeger mit ein paar Zahlen illustriert: 1909 beispielsweise exportiert Deutschland 28167 Kg Goldmünzen.
 
Ich weiß nicht, ob Du sein Werk "Deutsche Geldgeschichte seit 1914" (ISBN: 3781402673) meinst. Es hat 605 Seiten und wird z.B. bei eurobuch.com für 9,90 EUR feilgeboten.

Schöne Grüße,
JPN

Hallo!
Nein, das "...seit 1914" habe ich auch, das meine ich demzufolge also nicht.
Sein Buch zur "... bis 1914" gibt es wohl in drei Varianten (bzw. soll es geben). Eine erschien im Verlag für deutsche Postgeschichte (?), eher als recht dünne Flexcover-Broschüre. Dann gibt es das als gebundenes Buch mit ca 230 Seiten. Die habe ich beide. Aber diese beiden sollen nur Zusammenfassungen o. ä. eines größeren Werkes sein, und das soll eine "Schwarte" von um die 600 Seiten sein, das nur in einer ganz kleinen Auflage erschienen sein soll und wohl ein ganz klein wenig teuer:schaem: ist.

Mir ging es darum zu erfahren, ob jemand das kennt und ob es sich - inhaltlich - lohnt, Jagd darauf zu machen.

Grüße
collettore
 
Apropos Rittmann: Es soll von ihm neben dem bekannten Buch "Deutsche Münz- und Gelgeschichte der Neuzeit bis 1914" im Umfang von ca. 250 Seiten ein wesentlich umfangreicheres (und wesentlich teureres) Buch von ca. 600 Seiten geben, das das gleiche Thema, nur wesentlich ausführlicher behandelt. Hat das jemand von den Foristen?

Grüße
collettore

Habe einen Hinweis auf die grosse Ausgabe des Rittmann gefunden. In " Die Münze ", Ausgabe 1/1976 wird folgende Veröffentlichung erwähnt:

" Herbert Rittmann : " Deutsche Geldgeschichte 1484 - 1914 ", 1100 Seiten, Battenberg - Verlag , München ".
Der Subskriptionspreis betrug damals 90 DM, der endgültige Kaufpreis DM 120,-. Leider steht kein genaues Erscheinungsdatum dort, aber Ende 1975 oder Anfang 1976 dürfte dieses Werk erschienen sein.
 
Die Numismatik im engeren Sinne gilt (nicht "ist":D) nach meiner Kenntnis aus wissenschaftlicher Sicht nur als Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaft. Weil sie den Historikern eben einen Teil des Materials / der Dokumente liefert, mit denen diese ihre Erkenntnisse gewinnen.

Ist zwar schon etwas älter, aber trotzdem kann und will ich das nicht unkommentiert stehen lassen.

<TABLE border=0 cellSpacing=0 cellPadding=10 width=770 VSPACE="0" HSPACE="0"><TBODY><TR><TD vAlign=top width=240>Der bekannte Numismatiker Robert Göbl definiert sein Fach so: "Die Numismatik ist die Wissenschaft vom historischen Geldwesen in allen seinen sachlichen, chronologischen und geographischen Erscheinungsformen und Bezügen.
Sie ist eine besonders materialintensive Grund- und Quellwissenschaft der Geschichte und dank eigener Methoden und einer eigenen ausgebreiteten Fachliteratur notwendigerweise ebenso selbständig wie die ihr nächstverwandten Disziplinen auch."
</TD><TD vAlign=top width=230></TD></TR></TBODY></TABLE>
Hier zu finden: Informationen zu den Hilfswissenschaften von Martin Hauk und Isabelle Sturm

Also kurzgefasst eine eigene Wissenschaft, die natürlich von Nachbarfächern genutzt wird (und natürlich auch selbst Nachbarfächer nutzt).

Soviel von einem, der nicht nur eine Hilfswissenschaft studiert ;)
 
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