Vorkommen von Reichsmünzen - was blieb übrig?

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Hallo zusammen!

Ich überlege mir immer mal wieder: Was blieb wohl von den Münzen aus dem dt. Kaiserreich übrig?
Ein Teil dieser schönen Münzen wurde kürzlich 140 Jahre alt.
Zwischen damals und heute waren zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise.

Daher stellt sich für mich die Frage: Gibt es irgendwelche konkreten Schätzungen (anhand irgendwelcher Erhebungen/Untersuchungen) was von den Münzen (Silber und Gold) im Laufe der Zeit verloren ging?

Natürlich werden diese Zahlen stark schwanken und natürlich gibt es keine zuverlässige, nachprüfbare und korrekte Antwort darauf, aber es würde mich halt doch interessieren: Was blieb (von Fachleuten geschätzt) über? Die Hälfte? Wesentlich weniger? Wesentlich mehr?
Hat jemand von euch mal etwas darüber gehört oder gelesen?

Viele Grüße aus Südbaden
Alex.
 
Dazu gibt es ja verschiedene Schätzungen.

Man darf aber die ganzen Reichsmünzen nicht über einen Kamm scheren. Gedenkausgaben zum Beispiel wurden eher auf die Seite gelegt und aufbewahrt. Vermutlich auch die in ohnehin nur kleinen Auflagen geprägten Silbermünzen der deutschen "Kleinstaaten" im Kaiserreich.

Die Münzen, die lange im Umlauf waren und entsprechend aussahen, wurden wohl eher an die Banken zurück gegeben.

Dann gibt es noch die eingelagerten Goldmünzen im Juliusturm.
 
Ich bin immer wieder entsetzt (und auch neidisch) was Lordhelmlein vor dem Schmelzofen bewahrt.
Dazu kommen unzählige Stücke die geputzt werden.
Ich hatte letztes Jahr einen ebay-Kauf Bremen Taler, wunderschönes Stück.
Musste es zurückgehen lassen, weil der Verkäufer das Stück nochmal poliert hatte.
lakonischer Kommentar - Der Hinweis, keinesfalls putzen kam zu spät... :wut:
Natürlich hat er trotzdem erstmal abgesendet, der Heini.:mad:
 
Bei den im Kaiserreich eingezogenen Münztypen ist zumindest die Zahl bekannt, die höchstens noch existieren kann ( es werden natürlich weniger sein ) ansonsten ist man auf Schätzungen angewiesen. Siehe auch hier : http://www.emuenzen.de/forum/goto/post?id=784970
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
auch wenn ich (noch?) nicht Münzen sammle, habe ich mir beim Verfassen des Dreimarkstück-Artikels darüber auch meine Gedanken gemacht, wie viele der historischen Stücke noch da sein könnten. Die Frage habe ich letztlich ausgespart, denn es ist meines Erachtens ein schwieriges und komplexes Thema:

Auch wenn der Jägerkatalog da sehr großzügig schätzt (den kann man übrigens neben in Buchform gebundenen Münzzeitungen auch an der Uni ausleihen!) und behauptet, dass die in der Inflationszeit außer Kurs gesetzten Kaiserreich-Silbermünzen zu nicht einmal 2% eingelöst wurden und diese somit heute noch sehr häufig sind,* so würde ich persönlich jedoch vermuten, dass dies nicht unbedingt stimmen mag.

Denn bedeutende einschneidende Ereignisse wurden "übersehen":

  1. Die "Metallspende des Deutschen Volkes" in der NS-Zeit könnte einige Bestände an Kleinmünzen vernichtet haben
  2. In der Zeit des 2. Weltkrieges wurden sicherlich durch den "Bombenhagel" und Brandinfernos in den Städten auch einige Münzen und ganze Münzsammlungen zerstört - (auch wenn natürlich dieser Verlust in absolut keiner Relation zu den Menschenleben, die dabei ausgelöscht wurden, steht!!!)
  3. Die Abgabepflicht von Silbermünzen in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, die die alliierten Siegermächte einführten, könnte auch das Ende einiger dieser Münzen im Schmelzofen bedeutet haben.
  4. Flucht und Vertreibung der Bewohner aus den deutschen Ostgebieten und deren Abtrennung haben sich sicherlich auch auf die dort vorhandenen Münzbestände ausgewirkt.
  5. Ob in der Nachkriegszeit unmittelbar nach der "Stunde Null" (wenn man überhaupt so sagen kann, aber das ist eine andere Debatte) die Sammlerwerte eine Rolle spielten oder Münzen nur des Metallwerts wegen getauscht und anschließend vom neuen Besitzer geschmolzen wurden, ist auch nicht sicher. Vor allem abgeriebene Stücke sind wohl eher eingeschmolzen als gesammelt worden.
Alles in allem - die Liste ließe sich noch weiterführen - denke ich persönlich, dass Herrn Jaegers Schätzungen recht optimistisch sind. Ich vermute maximal noch 40-50% des Ursprungsbestandes, der existiert.


Aber das ist alles reine Spekulation :)


Was meinen die anderen im Forum hier dazu? Würde mich wirklich sehr interessieren, das Thema finde ich interessant!


LG
Julia

---------
*Jaeger, Kurt, Die Deutschen Münzen seit 1871, Gietl-Verlag, 2001(17), S. 22
 
...
Auch wenn der Jägerkatalog da sehr großzügig schätzt (den kann man übrigens neben in Buchform gebundenen Münzzeitungen auch an der Uni ausleihen!) und behauptet, dass die in der Inflationszeit außer Kurs gesetzten Kaiserreich-Silbermünzen zu nicht einmal 2% eingelöst wurden und diese somit heute noch sehr häufig sind,* so würde ich persönlich jedoch vermuten, dass dies nicht unbedingt stimmen mag.

....

LG
Julia

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*Jaeger, Kurt, Die Deutschen Münzen seit 1871, Gietl-Verlag, 2001(17), S. 22

:D Guuut, seeeehhhr guuuut... Nur nicht Guttenbergen oder Schavanieren...:lachtot: Ich hau´ mich hin...:).

Zu deiner Anfrage: Auch Kurt Jaeger hat seine Informationen ja irgendwoher, und die von Dir angeprochenen Umstände wurden sicherlich auch bei seinen Aussagen mit berücksichtigt. Aber ich denke unser lieber Wikinger Kronerogore kann da bessere Hintergründe liefern. Er besitzt wohl mehr Literatur als ich Münzen...:schaem:
 
Ich glaube auch, dass Jaeger mit diesen Sachverhalten vertraut war. Die Frage ist aber, wie eifrig die Ablieferungsaufforderungen auch wirklich befolgt wurden. Ich habe nie etwas darüber gelesen, aber es muss Zahlen ergeben, da abgelieferte Stücke natürlich registriert wurden.
Auch die Frage, ob die nach 1938 freigestellten Stücke in einem Register erfasst sind, wäre mal interessant zu untersuchen.
 
Hallo,
gut, Stücke die eingezogen wurden, sind sicherlich oftmals vermerkt.
Herr Jaeger wird sicherlich auch diese Zahlen als Quelle genutzt haben.

Doch meines Erachtens gab es die wohl allergrößten Münzverluste durch nirgends genau aufgezeichnete Ereignisse - hier ergänzend und detaillierter zu meinem letzten Beitrag, der aufgrund der späten Stunde nicht so ausführlich war:

  • Gerade bei der "Metallspende des deutschen Volkes": Betrachtet man allein die Fotos für sich, die das Bundesarchiv in wikipedia.de eingestellt hat - siehe Metallspende des deutschen Volkes -so bin ich fest davon überzeugt, dass bei all den Antiquitäten, Raritäten und Wertsachen doch auch viele Münzen ein Ende im Schmelzofen fanden.
Noch dazu, da diese Metallspende zu einer Zeit war, in der die Menschen - von der Propaganda und den bisherigen Kriegsereignisen euphorisch betäubt - alles glaubten, was die Führung verlangte und sicherlich auch zu sehr hohen Opfern materieller Art bereit war - was auch Münzsammlungen und dergleichen betroffen haben dürfte.
Denn wenn Kriegerkameradschaften auch ihre "Devotionalien" wie Fahnen nicht vor der Spende verschonten, ja sogar Kirchenglocken eingeschmolzen wurden, so werden viele in der Zuversicht auf einen Sieg (von dem damals nicht wenige ausgingen) auch Münzen der Kaiserzeit abgegeben haben.
  • Diese Münzen waren außerdem ja damals noch keine allzu alten Stücke!Und beachtet man mal die Menge an DM-Münzen, die bei der Euroumstellung abgegeben wurden - darunter auch "Silberadler" und 10-Mark-Gedenkmünzen, wieso sollte damals anders verfahren worden sein? "Warum sollte man das Kleingeld aus Kaisers Zeiten aufheben?" (vor allem auch bei Münzen aus unedlen Metallen) werden sich wohl einige gefragt haben...

  • Auch die Verluste durch den Bombenkrieg oder in den Wirren der Kriegs-/ frühen Nachkriegsjahre sind meines Erachtens mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nirgends genau aufgezeichnet.

  • Und bedenkt man, welche großen Städte ausgelöscht wurden bzw. wie viele Menschen davon betroffen waren, so denke ich, dass dabei durchaus auch ein hoher Prozentsatz an Münzen durch Brände und Bomben verloren ging.

  • Bei den Silbermünzen kommt auch noch dazu, dass es bisher zwei Silber-Booms gegeben hat. Zum einen der Boom durch die Gebrüder Hunt und deren Spekulation, wo gewiss auch Kaiserreichmünzen von ahnungslosen Erben vernichtet wurden, zum anderen gab es ja den Silberboom der letzten Jahre. Auch da kamen sicherlich historische Münzen in die Schmelze, man beachte die klare Aussage bei dieser Scheideanstalt:Quelle: Ankaufpreise für Deutsche Silbermünzen, Silbergedenkmünzen
Umlauf- und Gedenksilbermünzen werden von uns beim Ankauf gewogen und zum tatsächlichen Gewicht / Silberinhalt angekauft. Ältere bzw. abgenutzte Umlaufsilbermünzen können teilweise durch Abrieb im Laufe der Zeit etwas an Masse verloren haben. Als Edelmetallschmelze spielen ausgefallene Jahrgänge oder besondere Erhaltungen für uns keine Rolle. Eingelieferte Junk-Münzen werden eingeschmolzen und Recycelt.
Sicherlich nicht wenige Halbmark- und Markstücke der letzten Jahre des Kaiserreiches oder der großen Staaten Preußen und Bayern in schlechterem Zustand wurden und werden dort und in anderen Schmelzanstalten wohl ein Ende gefunden haben!
  • Ach ja, und zu guter Letzt: Münzschmuck! (sieht nett aus :rolleyes:) aber benötigt aber als "Rohstoff" schöne Münzen. Über die Jahrzehnte hinweg wurde sicher einiges gelocht, mit Ösen versehen, in Broschen gefasst, zu Schützenketten verarbeitet, als Ringe gepresst - oder gesägt: Cut Coin Creations - Münzschmuck aus Bärenklau
All diese Punkte lassen mich auf die in meinem ersten Posting dieses Threads genannten Werte von maximal 40-50% noch existierenden Münzen schließen...



LG
Julia
 
Sicherlich, es hat Verluste durch Ablieferungen gegeben, aber auch die Metallspenden waren Jaeger bekannt.
Wenn ich Volksgenosse gewesen wäre, hätte ich das so gemacht : einen schönen blitzenden und vor allem grosse Metallgegenstand abgeben , damit mein hundertzehnprozentiger Nachbar denkt, ich wäre linientreu und mich in Ruhe lässt - und die schöne Goldmünzensammlung verstecken für bessere Zeiten.
 
All diese Punkte lassen mich auf die in meinem ersten Posting dieses Threads genannten Werte von maximal 40-50% noch existierenden Münzen schließen...

LG
Julia

Ich denke, dass das Ganze etwas differenzierter betrachtet werden muss, unabhängig von den historischen Ereignissen, die sicherlich auch die Bestände dezimiert haben.

Die Gepräge aus dem Kaiserreich sind m.M.n. nicht mit den DM-Gedenkmünzen zu vergleichen, die in zweistelliger Millionenauflage geprägt wurden. Mit diesen Stücken sind nur Massenprägungen aus Bayern, Hamburg, Preußen und Württemberg zu vergleichen. Diese Münzen existieren auch heute noch in großen Mengen und orientieren sich dementsprechend auch am Materialpreis. Ausgenommen sind natürlich hier sehr gut erhaltene Exemplare.

Dann muss man differenzieren zwischen Umlauf- und Gedenkmünzen. Die 10 DM Münzen wurden ausschließlich für Sammlerhände geprägt und waren nicht für den Umlauf bestimmt, daher wurden die Stücke in Massen von der Bevölkerung gehortet. Auch wenn große Teile der Auflagen eingeschmolzen worden sind, so existieren genügend Stücke.

Ähnlich verhält es sich mit dem Kaiserreich, auch hier gab es Gedenkmünzen, denen besondere Beachtung von der Bevölkerung geschenkt wurde. Diese Stücke kommen heute in sehr großer Menge und hervorragender Erhaltung vor. Auch sie sind nicht all zu selten und kommen häufiger am Markt vor. Natürlich mit Aussnahme sehr auflagenschwacher Münzen.

Hier ist der zweite Punkt. Die Auflage spielt auch eine Rolle, ob eine Münze in die Schmelze wandert oder nicht. Viele Kaiserreichsmünzen wurden in relativ geringer Stückzahl geprägt (< 20.000 Exemplare).

Auch die unterschiedlichen Nominale und Materialen spielen eine Rolle.

Aus diesem Grund würde ich mich der Meinung Kurt Jägers anschließen, die da lautet (Quelle: Jaeger, Kurt: Die deutschen Münzen seit 1871, Auflage 9):

"15-20% der "gewöhnlichen" Silbermünzen zu 2, 3 und 5 Mark
30-50% der Jubiläumsmünzen
70-80% der Goldmünzen."

Der viel größere Schwund an numismatisch wertvollen Münzen ist meiner Meinung nach die unsachgemäße Behandlung der Münzen durch die Erben. Es wird immer schwieriger sehr gute Erhaltungen zu finden. Viele auf dem Markt erhältlichen Stücke sind in irgendeiner Form behandelt (z.B. poliert, getaucht, gehenkelt etc.). Von daher sind für mich nicht alle existenten Stücke relevant, sondern nur die Münzen, die noch in entsprechender Qualität / Erhaltung existent sind.

mfg
 
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