Hallo lordlindsey,
Die 70 in Deinem Avatar hatte ich fälschlicher Weise für Dein Alter gelesen, das ist aber nur Dein Beitragszähler gewesen
Damit die anderen Kollegen auch noch etwas auf die Augen bekommen, setze ich hier mal den Fred mit der nächsten Vitrine fort - "Perlen in Afrika"
Daß es sich hier nicht um Perlen in unserem Sinne (oder dem unserer Frauen) handelt, sieht das alles etwas anders aus. Perlen waren alle diese kleinen, runden Dinger, die von den Eingeborenen (meist) selbst angefertigt wurden.
Literatur über "Alle Perlen der Welt" etc. gibt es endlos. Besonders in den Büchern über den Schmuck der Afrikanerinnen - da kann man sich viel abschauen.
Im Mittelpunkt steht aber immer der Mensch, wie hier in der kleinen Auswahl.
Meine Schwiegertochter hat als Fotografin einige Zeit in Afrika verbracht und mir erlaubt ihre Bilder zu zeigen - veröffentlicht hat sie selber.
Die Dame oben links ist eine Fulani aus Burkina Faso mit den Turmringen ins Haar geflochten. Heute ist das kein Zahlungsmittel mehr, sondern Schmuck.
Die Dame oben rechts tägt eine Halskette aus afrikanischen Bernstein, der im Gegensatz zur Ostsee milchig gelb ist. Es ist eine Dogon Frau aus Obervolta.
Die Dame unten links ist eine Turkana Frau aus Kenia mit ihren halsverlängenden Perlen Aufbau, der In Afrika schon beängstigende Formen angenommen hatte. Der Knopf in der Unterlippe wird langsam auch bei uns Mode (wie wird denn da geküsst?).
Der Dinka Herr aus dem Sudan mit seiner Dunhill Pfeife trägt eine Chevron Perle am Hals, die damals wegen ihres Aufbaues ganz besonders wertvoll waren. Chevron Perlen wurden in Murano gefertigt.
eine andere Ansicht der Vitrine.
-das mit den Perlen war etwas pauschal gemeint - es gehören auch bearbeitete Naturprodukte dazu. Die uralten Ringe oben links sind aus den hohlen Enden der Stoßzähne gefertigt (dann braucht man nicht zu bohren) und kommen aus Äthiopien.
Die Togo Steine haben eine finstere Vergangenheit. Mineralogen sagen, daß das Material aus dem Atlas Gebirge stammt - und daß sie als Geld benutzt wurden. Rechts eine nicht seltene Kette aus Bauxit Perlen. Bauxit ist das Rohmaterial zur Aluminium Gewinnung.
Links die bunten Stäbe sind Aggry Perlen. Opitz ist sich nicht sicher, wo sie her kommen. Nach den Mustern (Millefiori) könnte es Murano sein. In England habe ich einen uralten Strang erworben, von dem der Händler behauptet - er wäre 3000 Jahre alt?? - da war Murano noch eine kalte Insel vor Venedig.
Den Speckstein Kopf/Anhänger konnte ich auch noch nicht zuordnen.
Rechts die berüchtigten Turmringe aus Idar-Oberstein. Von diesen Achat Sachen sollen nach 1800 Unmengen für den Afrika Handel produziert worden sein. Nicht nur die Ringe, sondern noch viele andere Achat-Sachen wie Stäbe, Tropfen, Blätter, längliche - eckige Perlen und vieles mehr - wurde unter dem Begriff "Neger Geld" produziert.
Ein portugiesischer Seemann erzählte mir - kurz nach 1500 - daß er für einen Zinnbecher voller dieser Perlen, den Becher mit Goldstaub gefüllt bekam. Er meinte daß es ein gutes Geschäft war - der Eingeborene aber auch
Perlen - Perlen - Perlen - Glasperlen, Mineralperlen, Metallperlen und biologische Produkte sind um den ganzen Erdball (und alle Zeiten) verteilt.
Ägypter, Römer/Kelten, Wickinger und Indianer liebten und verehrten sie.
also weiter im Geschäft:
Links - die Lengola Halskette aus dem Kongo hat ihr Pendent in den Perlenketten der Nagas im Nordosten von Indien (gleiche Machart).
Die blauen Perlen sollen teilweise schon sehr alt sein und wurden auch in uralten Gräbern gefunden.
Die Namibia Buschmann Perlen werden aus gebrochenen Muschelschalen gefertigt (darüber später bei Melanesien mehr)
In der Mitte darunter zwei Halsketten aus Kokosnuss-Scheiben (homemade). Je dunkler die Ketten sind, desto länger wurden sie getragen
Die Chevron-Perlen-Kette sind nur eine Zusammenstellung einiger verschiedener Typen.
Chevron werden aus vielschichtigen Glasstäben (Murano / Gablonz?) geschnitten und geschliffen.
Die buten Glaspasten-Perlen sind oft sogen. Sandgussperlen, die eine eigenartige Struktur und eine eigene Geschichte haben.
In den Letzten Monaten habe ich 10 Ketten davon verkauft - aus dem Forum kam dazu leider keine Meldung
Die unterste Kette ist sehr lang - wie mein Beitrag - und ziemlich primitiv aus Landschneckengehäusen gemacht. Nach Opitz war der Wert anfänglich sehr gering. Als die Elfenbein-Händler aber anfingen diese Ketten bevorzugten, stieg der Preis rapide (erinnert mich irgendwie an etwas modernes!?).
Gruß diwidat