Warum gibt es eigentlich so viele Münzen aus Antike und Mittelalter?

Ich habe mich mit der Thematik auch schon mal beschäftigt. Wir haben einen großen Bestand antiker Münzen, der um 400 n.Chr. schlagartig endet. Das selbe gilt auch für den Bestand an Bücher und Schriften. (siehe Grafik)

Für einen Zeitraum von knapp 1000 Jahren existieren so gut wie keine Schriften, Bücher, Aufzeichnungen. Das ändert sich erst ab dem 14/15. Jahrhundert. Das gleiche vermute ich auch bei den Münzen. Interessant wäre es jetzt herauszufinden, wie der Münzbestand für den Zeitraum 400n.Chr. - 14./15. Jahrhundert ausschaut.



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Anbei zwei Grafiken die den Münzbestand 42 akademischer Münzkabinette (universitären Münzsammlungen) aus ganz Deutschland zeigen, insgesamt 29,128 Münzen:

Was man anhand der Abbildungen sehen kann, ist der riesige Anteil an grieschicher und römischer Münzen, die schlagartig im 4.Jahrhundert endet. Bei dem darauf folgenden Münzhaufen (ca.500-700 n.Chr.) handelt es sich fast ausschließlich um byzantinsche Münzen. Darauf folgt um ca. 1000n.Chr. ein großer Haufen Münzen aus Buyiden.
Ich bin zwar auch davon überezugt, dass Münzprägung und - umlauf nach den klassischen Römern zurückgeht; gebe aber zu bedenken, dass die Zusammensetzung der Sammlungen der Münzkabinette das nicht zwingend belegen muss.
Es könnten Sammlungen dabeisein, die hauptsächlich aus regionalen Funden bestehen. Da wäre es dann kein Wunder, dass Münzen aus der Zeit, in der die Römer linksrheinisch viele Siedlungen anlegten und auf der anderen Seite des Flusses zumindest öfter mal durch die Wälder latschten, häufiger vorkommen als byzantinische aus dem fernen Konstantinopel.
Oder es könnte einen historischen Bias gegeben haben (und dass es den gab, ist bekannt, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie das aufs Münzensammeln durchschlug), nachdem Byzanz und Mittelalter einfach finster und ibäh waren und gegenüber der ach so tollen klassichen Antike nur zweitrangig... somit musste man deren Kroppzeugs auch nicht unbedingt sammeln.
 
Man muss die Umstände bedenken, in denen gerade die antike Zivilisation untergegangen ist. Damals gab es zum Glück keine Sparkassen und Banken und die Menschen hatten ihr Geld meist Zuhause. Wurde eine Stadt belagert oder war Krieg, hatte man immer noch genug Zeit, das Geld zu vergraben. Die Bank der Menschen war dann der Boden, in dem sie die Münzen gaben, um sie später wieder zu bergen. Manchmal kam es dazu nicht mehr. So blieben sie dort, bis sie gefunden wurden. Andere, ergiebige Stellen sind noch Naturheiligtümer und Flüsse im Bereich von Brücken. Und natürlich die Streufunde (meist Schlachten, aber auch verlorene Münzen in Siedlungsschichten).
 
Hier ein Bericht über den Münzschatz von Cunetio, den größten römischen Münzfund in Britannien. Ab ca 38.00 wird eine Möglichkeit der Niedelegung demonstriert :
 
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