Was geschah mit Umlaufmünzen nach Außerkurssetzung?

Ah, ok - wieder was dazugelernt! An die PP-Münzen und die Anmerkungen im Jaeger habe ich nicht gedacht :eek:!

Apropos Erhaltungsgrade: Kamen eigentlich die verschlissenen Umlaufmünzen (Nicht-Goldmünzen) aus dem Verkehr? Gab es da einen Mindesterhaltungsgrad, ab dem die Münzen entsorgt wurden? Oder liefen die durch Umlauf blankgeschliffenen Münzen, bei denen man nicht einmal mehr Jahr oder Münzzeichen lesen konnte und bei denen man eigentlich nur von der Größe auf das Nominal schließen konnte, weiter um?

Angenommen, die verschlissenen Stücke liefen weiter: Wie machte man das dann an den Automaten? Ein verschlissenes Stück würde der Münzprüfer im Gerät ja gar nicht mehr annehmen?!

LG Julia
 
Ah, ok - wieder was dazugelernt! An die PP-Münzen und die Anmerkungen im Jaeger habe ich nicht gedacht :eek:!

Apropos Erhaltungsgrade: Kamen eigentlich die verschlissenen Umlaufmünzen (Nicht-Goldmünzen) aus dem Verkehr? Gab es da einen Mindesterhaltungsgrad, ab dem die Münzen entsorgt wurden? Oder liefen die durch Umlauf blankgeschliffenen Münzen, bei denen man nicht einmal mehr Jahr oder Münzzeichen lesen konnte und bei denen man eigentlich nur von der Größe auf das Nominal schließen konnte, weiter um?

Angenommen, die verschlissenen Stücke liefen weiter: Wie machte man das dann an den Automaten? Ein verschlissenes Stück würde der Münzprüfer im Gerät ja gar nicht mehr annehmen?!

LG Julia

So ist es. Nur für Gold gab es ein Passiergewicht, alle anderen Münzen liefen bis zum Exzess um. Ich habe ein paar solcher Zombies, mein schlechtestes Stück ist leider verloren gegangen, es handelte sich um einen Groschen, bei dem der Adler nur noch schemenhaft zu erkennen war.

Automaten spielten damals noch nicht so eine grosse Rolle wie heute, doch es wird so gewesen sein, wie in den letzten DM- Jahren auch, dass manche Münzen eben durchfielen. Ende der 80er Jahre fiel mir auf, dass die Groschen mit dem Prägejahr 1950 oft nicht mehr zum Telephonieren taugten.
 
Was so im Umlauf war

Ich habe mal zwei Kursmünzen photographiert, die schon so verschlissen waren, dass sie unter Garantie nicht mehr automatenkompatibel waren.
Der Groschen wiegt nur noch 3,47 g ( Soll = 4,0 g ), hat also ca 15 % seines angestrebten Herstellungsgewichtes eingebüsst, die Mark wiegt noch 5,31 g ( soll 5,556g ).
 

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Was so im Umlauf war ( II. )

Diese Doppelkrone ist ebenfalls leicht, sie wiegt nur 7,91 g und liegt damit unter dem Passiergewicht ( 7,925 g ). Sie hätte eigentlich nicht mehr existieren dürfen.
Hier hat die Zahlwaage versagt:)
http://www.emuenzen.de/forum/goto/post?id=871598
 

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Oh Gott, ist DIE schön! Haben will... :) Sorry, aber ich finde die maschinenfrischen Stücke einfach zu "nackt".

Beste Grüße,
JPN

Apropos GOTT; ausgerechnet bei dieser Doppelkrone steht GOTT mittig zum Kronenkreuz von der Adlerseite aus zu lesen. Irgendwie freut mich dieser Umstand ganz besonders, zumal , wenn man sich dieses Lamento aus den " Wöchentlichen Anzeigen " dabei vor Augen hält :

26.1.1872<O
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Das Zwanzigmarkstück, die neue Goldmünze des deutschen Reichs, ist kein Meisterstück. Der Kaiser hat alle Ursache, sich über sein Bild zu beschweren und der Adler des Reichs sieht aus, als würde das Reich bald zu Gottvater gebeten werden. Sogar die Umschrift auf der Münze ist zum Th eil unleserlich und der Rand, wie ein Grobian sagt, wie von einem Grobschmiede gefeilt. Es ging zu schnell mit der Herstellung.
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@ Kronerogøre:

Was war eigentlich dann, wenn man als Privatperson eine untergewichtige Goldmünze versehentlich bekommen hatte? Ich meine, man hat ja sicher nicht überall und immer eine Waage zur Hand gehabt, und wenn jemand eine solche Münze loshaben wollte, hat er sie ja wahrscheinlich an einen Ahnungslosen weitergegeben?
Angenommen, jemand hätte mit 20 Mark Gold bezahlt und der Geschäftspartner hatte eine Waage, die die Münze ausspuckte.

Waren die 20 Mark in solchen Fällen futsch, durfte man mit der Münze trotzdem weiterbezahlen oder musste man die bei einer Bank abgeben und evtl. eine Gebühr bezahlen?
Wer war verpflichtet, diese Stücke anzuhalten und einzuziehen? Geschäfte? Privatleute? Oder nur die Banken, wenn die Münze da mal zurückkam?

Übrigens finde ich die Goldmünze gar nicht so schlecht erhalten. Muss mich navada51 anschließen - für den Jahrgang (1871!) ist sie noch ziemlich gut...!

So verschlissene Groschen habe ich auch zwei - meine sind sogar noch um ein Vielfaches schlechter :D! Bekam sie mal von einem Mitstudenten geschenkt, er wollte sie erst wegwerfen, nachdem er sie zu Hause beim Entrümpeln gefunden hatte. Bei einem erkennt weder die Jahreszahl noch eine Prägestätte. Die ist richtig flachgeschliffen und glatt...!

War dann wohl schon die nächste Währungsreform eingeplant?!:confused: - Denn irgendwann wäre ja dann der Zeitpunkt gekommen, zu dem eine Vielzahl von Münzen zur Unbrauchbarkeit für die aufkommenden Automaten verschlissen gewesen wäre...!

LG Julia
 
Hallo Julia,

Soetbeer spricht das Problem in seinem Buch, das navada hier auszugsweise eingestellt hat , an: klick
Für den Gebrauch unterwegs existierten Taschenwaagen, die ebenfalls manchmal auf Auktionen oder bei Ebay angeboten wurden. Ob sie wirklich im alltäglichen Gebrauch von Bedeutung waren, wäre auch mal eine interessante Untersuchung.
Soetbeer schreibt ja, dass das Recht in England , eine untergewichtige Goldmünze unbrauchbar zu machen, praktisch für den Einzelnen nicht durchführbar war.
Im alltäglichen Zahlungsverkehr hatte wohl im Zweifelsfall derjenige die vollgewichtigsten Goldmünzen, der als erster zuschlug und am besten traf.
In Deutschland nahm die Reichsbank untergewichtige Goldmünzen an und leitete sie weiter zum Einschmelzen.

Ich finde auch, dass die Doppelkrone von 1871 trotz Untergewicht recht ansprechend aussieht. Bei dem Vergleich mit einem vollgewichtigen Stempelglanzexemplar wird natürlich deutlich, wo etwas fehlt, ich hänge mal ein Exemplar von 1873 an.
Meine Neuerwerbung ( 10 Mark Württemberg ) hat ebenfalls Abrieb, ist mit 3,97 bis 3,98 g aber noch vollgewichtig: klick
 

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@ Kronerogøre: Vielen Dank für deine Infos!

Und wie sah das dann in der Praxis mit dem Umtauschen in vollwertige Münzen aus? Eine Reichsbank gab es ja nicht in jedem Ort, und die Mobilität war noch nicht so gut entwickelt...! Angenommen, man hätte mir damals die untergewichtige 20 Mark 1871 "untergeschoben" - konnte man da, wenn ein Geschäftspartner diese als untergewichtig abgelehnt hatte, auch zur Ortssparkasse zum Umtauschen gehen oder musste man da in die nächste Großstadt reisen, wo eine Reichsbank war?!

Ich habe im Übrigen (mit fachkundiger Unterstützung, nicht alleine :D) zwei Bilder gemacht (bzw machen lassen :rolleyes:), die meine zwei hier vorher genannten schlecht erhaltenen Groschen und eine andere (wertlose, verschlissene) Groschenmünze von "1875 C" zeigen.

War sowas wirklich noch im Umlauf (ich kanns irgendwie gar nicht glauben...) bzw. wie könnte man die "Erhaltung" der drei Stücke beschreiben? Irgendeinen numismatischen Wert hat keine der Münzen, das ist mir bereits klar ;)

Diese Stücke hatte ich bei der Themenerstellung übrigens im Hintergrund, das meinte ich mit den wertlosen Schrottmünzen...!

LG Julia
 

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Wirklich garstig Deine Groschen. Da sie noch existieren, müssen sie also umgelaufen sein. Bestimmt dachte Börries von Münchhausen an solche Stücke, als er die " Lederhosen - Saga " schrieb: klick
Ich würde sie als g.e. ( gering erhalten ) beschreiben. Als numismatisch wertlos würde ich sie aber nicht einschätzen, denn immerhin bildeten sie den Ausgangspunkt einer Überlegung darüber, wie es in den Portemonnaies zur Kaiserzeit aussah.
Per 1904 waren 485.139.352 Groschen geprägt, davon aber nur 2.305.579 wieder eingezogen. Die müssen also noch schlimmer ausgesehen haben.

Im Gesetz vom 4.12.1871 " betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen " heisst es in § 9:

" ... Die Reichsgoldmünzen werden, wenn dieselben in Folge längeer Zirkulation und Abnutzung an Gewicht so viel eingebüsst haben, dass sie das Passiergewicht nicht mehr erreichen, für Rechnung des Reiches zum Einschmelzen eingezogen. Auch werden dergleichen abgenutzte Goldmünzen bei allen kassen des Reiches und der Bundessataaten stets voll zu demjenigen werte, zu welchem sie ausgegeben sind, angenommen "

Es lässt sich sicher in Erfahrung bringen, wie engmaschig das Netz der Reichsbankfilialen war. Meine Heimatstadt, die um 1900 etwas 20.000 Einwohner hatte, besass jedenfalls eine solche Filiale.
 
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