eine "Geschichte" zu dem Thema...
Hallo!
Waren das nicht Reisedevisen, die DDR-Bürger als minimale Wegzehrung ausgezahlt bekamen, wenn sie zu außergewöhlichen Ereignissen Familienangehörige im Westen besuchen durften? Oder gabs das echt einfach so mal nebenbei????
Als ich Anfang der 90er Jahre noch bei einer Bank arbeitete, hatte diese eine klare Expansionsstrategie Richtung Ex-DDR. Und dazu hatte sie auf dem dortigen Arbeitsmarkt "einheimische" Arbeitskräfte, z. B. von der ehemalige Staatsbank angeheuert. Besonders begehrt waren solche, die ein Studium der BWL mit dem Schwerpunkt "fremde Wirtschaftssysteme" (= Kapitalismus) absolviert hatten. Sowas gabs nicht zuhauf; das mussten ausgewiesene "Nicht-Dissidenten" sein, mit mindestens 3 Jahren NVA etc. Aber Menschen sind ja anpassungs- und lernfähig. Jedenfalls schlug bei uns im Kreditbereich jemand auf, auf den diese Kriterien zutrafen, ein Sachse. Ein eigentlich sehr netter Mensch. Vor allem konnte der "sächseln", dass wir uns kringelig gelacht haben. War kein Wort zu verstehen, aber das klang so einmalig. Im Alltag sprach er allerdings leicht gefärbtes Hochdeutsch.
Jedenfalls hatte der während seines Studiums sogar einen 6-wöchigen London-Aufenthalt bekommen. Die Zweifel am System kamen ihm vor allem bei der Rückkehr. Der Hass, der ihm von den "eigenen" Leuten (Grenzkontrolle) entgegenschlug, war wohl recht schockierend. - Nach seinem Studium war er in einer größeren Stadt in Neufünfland in einer Staatsbank-Zweigstelle tätig, und zwar genau in der Devisenkasse, die harte Währungen an DDR-Bürger herausrückte, wenn die unbedingt mal in den Westen mussten. Das kam nicht allzu häufig vor, also war die Stelle recht bequem. Außer, wenn man einen Azubi in der Devisenkasse hatte. Nun kommt normalerweise kein Azubi in die DM-Kasse, und insbesondere keiner, der richtig blöd ist. Aber wenn der wiederum der Sohn eines hohen Parteifunktionärs ist, geht das trotzdem. Der war "doof wie Bohnenstroh", und als privilegierten Sohn konnte man ihn auch nicht von allen Dingen fern halten, der wollte und durfte richtg mitarbeiten.
Es kam wie es kommen musste, am Ende eines Monats, in dem er wegen Urlaub, Krankheit wohl einige Zeit alleine in der Kasse zugebracht hatte, war alles total durcheinander, nichts mehr nachvollziehbar. Guter Rat war sehr teuer. Man setzte sich also zusammen, und kam zu dem Entschluss, die Unterlagen den vorgefundenen Fakten anzupassen. Dazu muss gesagt werden, dass an jedem Monatsende eine extrem kleinliche Statistik in mehrfacher Ausfertigung an die Zentrale in Berlin abzugeben war. Sie machten die also so fertig, dass zumindest die Bestände stimmten, und den Rest dachten sie sich aus. Bloß schnell raus damit, und abwarten. Im Geiste sahen sie sich schon alle in den tiefsten Löchern in Bautzen
:heul: verschwinden.
Nach ein paar Tagen kam Post von der Zentrale: Eine Belobigung
, dass die Statistik so pünktlich abgegeben worden war. Und auch später gab es weder Beanstandungen noch Reaktionen irgendwelcher Art.
So war sie halt, die ehe- und einmalige "DunkelDeutsche Republik".
Grüße
collettore