9999, bei den Notgeldmünzen aus Eisen (anderer Thread) plädierst Du für den Einsatz eines Rostumwandlers, was einem Grundputz bis auf's blanke Metall gleichkommt, Entpatinierung pur. Legst Du da nicht 2 verschiedene Maßstäbe an?
Nein, ich unterscheide zwischen 3 Dingen, nämlich Schmutz, Patina und Korrosion. Und hinzu kommen noch die unterschiedlichen Erhaltungen von Münzen.
Schmutz wird grundsätzlich entfernt, er hat auf einer Münze in einer Sammlung nichts zu suchen, egal ob sie in Stempelglanz oder in sehr schön vorliegt. Dazu wähle ich immer das schonendste Mittel was möglich ist, damit evt. vorhandene Patina nicht geschädigt wird und somit auf keinen Fall Material von der Münze abgetragen wird.
Patina möchte ich bei Münzen in ss oder vz möglichst erhalten, da sie den Erhaltungsgrad optisch etwas schönt und weil die Patina zur Geschichte der Münze gehört. Nach einer entpatinierung ist aus einer Münze in vz oft nur noch ein ss übrig. Sämtliche Kratzer, Kerben und Schleifspuren stechen dann geradezu ins Auge.
Bei Prägefrischen Stücken in feinem Stempelglanz versuche ich dagegen oft eine vorhandene Patina zu entfernen, jedoch nur wenn es ohne Materialabtrag geht und der Prägeglanz erhalten werden kann. Diese Münzen möchte ich genau so sehen, wie sie direkt nach der Prägung aussahen und deshalb muß auch der Farbton der Legierung stimmen. Mit dieser Ansicht stehe ich jedoch ziemlich allein da.
Korrosion dagegen wird radikal entfernt. Rost auf Eisenmünzen, weißes Zinkoxyd auf Zinkmünzen, der dunkelgraue Lochfraß auf Nickelmünzen, oder grünliche Verbindungen auf Kupfermünzen sind der schlimmste Feind einer jeden Sammlung und müssen rücksichtslos bekämpft werden.
Ursache dafür ist immer eine schlechte Lagerung. Korrosion an Münzen tritt ausschließlich in Sammlungen auf, niemals im Umlauf.
Korrosion hat einen selbstverstärkenden Effekt, da die meisten Verbindungen hygroskopisch sind. Wenn man nichts dagegen tut, wird es immer schlimmer.
Wenn ich also einen Rostumwandler für Eisenmünzen empfehle, dann deshalb, weil die Münze diese Substanz die nun als Rost vorliegt, ja bereits verloren hat. Das ist ja nicht mehr rückgängig zu machen.
Fertan verwandelt den Rost in eine schwarze Tanninverbindung, das ist die schonendste Möglichkeit die ich kenne, da die nichtkorrodierten Flächen der Münze davon völlig unberührt bleiben.
Deshalb fange ich bei Zinkmünzen immer mit Petroleum an, in der Hoffnung daß das Zinkoxyd durch das Öl gelockert wird und leicht mechanisch abzustreifen ist. Muß man doch zu einer Säure greifen, ist zumindest der Prägeglanz Geschichte.
Maximaler Substanzerhalt auf lange Sicht, das ist mein Ziel.
Gruß
9999