Wie wird man zum Gutachter?

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Wie wird man Sachverstaendiger und Gutachter fuer Muenzen?

Gibts da einen typischen Werdegang?
Ist ja kein Ausbildungsberuf, oder?

viele Gruesse


Denisss
 
Hallo Denisss,

das ist eine Frage, die mich auch interessiert und die ich um einen Aspekt erweitern möchte. Die einzelnen Gutachter haben sicher auch ihre Spezialbereiche - wie findet man den richtigen Mann für seine Münzen?

Bei den Philatelisten gibt es einen Bundesverband für Prüfer (mit Prüfungsordnung), der nach festgelegten Gebühren Echtheit und Erhaltung prüft. Die Fachbereiche sind festgelegt und in jedem Katalog veröffentlicht. Ich habe mich schon immer gewundert, warum dies bei uns nicht auch so läuft?
 
Es gibt in Deutschland soweit ich weiss für alle relevanten numismatischen Bereiche mindestens einen vereidigten Münzensachverständigen, der von einer regionalen Industrie- und Handelskammer / Handwerkskammer etc. bis hin zum Regierungspräsidium beauftragt ist. Dieser "öffentlich bestellte" Sachverständige ist zum Beispiel wichtig, wenn in Gerichtsverhandlungen Fakten geschaffen werden müssen. Das "öffentlich bestellt" drückt aus, dass dieser sich verpflichtet, für solche juristischen Fälle zur Verfügung zu stehen.

So kann man es auf der Homepage von Herrn Franquinet lesen:
Von der Industrie- und Handelskammer Heilbronn-Franken öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Deutsche Münzen ab 1871

GUY M.Y.Ph. FRANQUINET

Mein Tätigkeitsbereich umfaßt:

... das Erstellen von Münz-Gutachten bzw. Münz-Expertisen

... Wertschätzungen von Sammlungen bzw. Einzelstücke

... sachkundige Hilfe bei Veräusserungen von Sammlungen bzw.
hochwertigen Einzelstücken

... Fachhilfe bei Erbstreitigkeiten, Ehetrennung, Diebstahl, Raub,
Fälschungsvorhaben, Fälschungserkennungen usw.

... Fachhilfe bei allgemeinen Streitigkeiten, bzgl. Erhaltung,
Qualitätsangaben usw.

Siehe auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Sachverständiger

"Sachverständiger" kann sich aber jeder nennen, das ist kein geschützter Begriff...deshalb heisst es hierbeit oft: aufpassen ;)
 
Zum Gutachter wird man doch meist aufgrund von
Angeboten von aussen (ich kenne das nur von Verlagen ....).
Selbstbewerbungen wirken in diesem Zusammenhang
etwas fehl am Platze.
 
Zum Gutachter wird man doch meist aufgrund von
Angeboten von aussen (ich kenne das nur von Verlagen ....).
Selbstbewerbungen wirken in diesem Zusammenhang
etwas fehl am Platze.

Ich kann es nur vom meinem Vater her sagen:
Er ist Prüfer (=Gutachter) für ein paar Briefmarken des Deutschen Reichs. Er sammelt nur die sog. "Krone + Adler" und das schon seit Jahren. Diese Markenserie umfasst ca. 10 Typen, gedruckt zu einer Zeit als Deutschland noch einen Kaiser hatte. Bei diesen Marken ist er absoluter Spezialist - muss man ja auch werden, wenn man nur knapp zehn verschiedene sammelt und das seit Jahren. Meines Wissens nach hat er sich selber um den Posten "beworben". Er musste auch eine Prüfung machen. Ob theoretisch weis ich nicht, aber auf jeden Fall ein praktische. Da bekam er verschiedene Marken seines Spezialgebiets zugesandt und musste die beprüfen. Dabei waren Fälschungen, Stempelfälschungen (alte Briefmarken werden oftmals erst wertvoll wenn sie gelaufen sind), echte Drucke auf falschem Papier, falsche Farben (z.B. ein leicht anderes Rot als normal verwendet), beschädigte Druckstempel, Nachgummierungen, ......... und das musste er alles erkennen. Sein Hauptarbeitswerkzeug ist auch keine Lupe wie bei den meisten Briefmarkensammlern sondern ein Mikroskop und eine UV-Lampe mit verschiedenen Wellenlängen.
Ich hab vor mir gerade ein Buch von 1995 liegen, an dem er mitgearbeitet hat: Es handelt sich um "Plattenfehler der 10 Pfg.-Krone/Adler-Marke Michel Nr. 47" und umfasst 247 Seiten. Wenn man also mal in der Lage ist über die Fehlprägungen einer einzigen Münze ein 50 seitiges Werk zu verfassen, dann kann man sich vmtl. auch mal um einen Posten als Gutachter bewerben :eek2:
 
@ chaoschemiker
...wäre interessant zu erfahren, wie sich das bei den Münzsachverständigen, bzw. den vereidigten Sachverständigen verhält.
Ich kann mir aber schon vorstellen, daß auch die irgendwelche Sachkundenachweise erbringen müssen, bevor sie vereidigt und bestellt werden....gibt es da so etwas wie theoretische und praktische Prüfungen?
das müßte auf jeden Fall sehr umfangreich sein....wenn man mal annimmt jemand bezeichnet sich z.B. als Kaiserreich-Fachmann....vielleicht läufts auch so wie bei den Anwälten....die müßen konkret nicht alles abrufbar haben....sondern müssen wissen wo etwas nachzulesen ist ;-)
Kann dazu jemand Auskunft geben?
Grüße
 
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