Zinkfraß? - was nun?

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Hallo,

ich habe mal einen Klumpen aus Zink erstanden um daran etwas herum zu experimentieren. Zunächst mal eine Aufstellung der allgemeinen Methoden von Reinigung die ich probiert habe...:

(bei schwachem Herzen bitte sofort den Tred verlassen - es wird ernst und vor allem Hart für die Münzen...)

-waschen mit Wasser und Seife: keine Verbesserung an den Münzen erkennbar
-waschen mit Wasser, Seife und sehr harter Bürste: keine Verbesserung an den Münzen erkennbar
-kochen in Wasser und Seife: keine Verbesserung an den Münzen erkennbar
-Kochen in Wasser und Natron: keine Verbesserung an den Münzen erkennbar
-entfernen der Beläge mit einer Drahtbürste: keine Verbesserung an den Stücken erkennbar
-Behandlung der Münzen im Industrieultraschallbad (30Minuten): keine erkennbare Verbesserung an den Münzen erkennbar...
-Behandeln der Münze mit feinem Schleifpapier: keine erkennbare Verbesserung an den Münzen erkennbar...

so langsam stellte sich mir die Frage was ich da überhaupt für Krusten auf den Stücken habe, daher einfach mal 2 Stücke in Salzsäure gebadet...
10%'ige Salzsäure: die Krusten sind nach 15 Minuten zerbröselt, teilweise aufgelöst - die Münze aber leider auch...
3%'ige Salzsäure nach ca. 15 Minuten kann ich die Beläge zwischen den Fingern von der Münze abreiben, leider sind aber alle Schriftzeichen auf den Münzen verschwunden - die restliche Münze zerbricht beim neutralisieren und trocknen in mehrere kleine Stückchen. Scheinbar bestehen die Krusten aus Kalkspat, Zinkspat und vor allem Gips (wo auch immer der herkommt)

Also härtere Geschütze aufgefahren - machen wir einen Feuertest:

zunächst möchte ich euch die Münzen Zeigen...:
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Mit einem Cuttermesser habe ich zunächst einige Stücke abgespalten.:
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Dann das Arbeitsgerät ausgekramt...:
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Ihr seht einen Minigasbrenner (bis zu 1350°C Flammentemperatur aus dem Baumarkt) einen Eisendraht (Blumenbindedraht) und die Münzprobanden...

Zunächst wurde die 1. Münze auf den Draht gehängt und mit dem Brenner beidseitig erhitzt. Dabei war ich etwas zu unvorsichtig, die Münze bekam in kürzester Zeit winzige Schmelzblasen im Bereich des Mittelloches. Also das Teil gleich ins gut mit Wasser gefüllte Waschbecken getaucht und abgekühlt. Durch die schnelle Abkühlung sollte erreicht werden, das die Verkrustungen abplatzen.
Nach dem Entfernen der Münze aus dem Wasser habe ich diese trocken getupft aber die Temperatur war zu hoch, so das die Münze sofort zerbrach.
Also die Prozedur an den 2 anderen Münzen wiederholt - nur etwas vorsichtiger mit der Temperatur. Nach dem Glühen und Abschrecken sahen die Münzen nicht viel anders als vorher aus, nur sah man im Waschbecken das einiges Material abgeplatzt war.
Also habe ich die Stücke jetzt nochmals mit einer Drahtbürste unter fließendem Wasser leicht abgebürstet. Auf einmal waren die Krusten nicht mehr so anhänglich wie vorher und ließen sich auch entfernen. Das ist das Ergebnis:
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Das rechte Stück ist das, was zunächst zu heiß war, die anderen 2 Stücke sind jetzt zumindest bestimmbar. Man erkennt jedoch schon das verschiedene Stücke vorhanden sind, beim zerbrochenen sind die Schriftzeichen anders.

Bei hartnäckig verkrusteten antiken Kupfermünzen funktioniert die angewandte Methode übrigens sehr gut, man sollte sich jedoch vorher im klaren sein, das jegliche Patina von Kupfermünzen mit entfernt wird.

Falls jemand Anregungen für eine andere (bessere) funktionierende Reinigungsmethode hat, würde ich mich über Hinweise freuen.

Grüße
pingu
 

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Zuletzt bearbeitet:
Zinkfraß ist innere Korrosion, bedingt durch verunreinigte Legierung. Du kannst reinigen soviel Du willst, der Zerfall ist letztlich nicht aufzuhalten.

Schau mal hier, wie es armen Modelleisenbahnen ergeht:

Zinkpest / Gusspest

Viele Grüße
Hermann
 
die heiße Reinigungsmethode bei Kupfermünzen hatten wir früher schon mal diskutiert:

http://www.emuenzen.de/forum/goto/post?id=448385

nicht zu aller Zufriedenheit - aber so unterschiedlich die Sammlungen sind, so unterschiedlich ist die Beziehung dazu.

Für die Zinkmünzen hat Gerhard Welter in seinem Buch über "Die Reinigung und Erhaltung von Münzen und Medaillen" erschienen bei Klinkhardt & Biermann - ausführlich über die Metall Oxydationen geschrieben.
Er schreibt: Zinkpest gibt es nicht, es ist eine Art Zinkrost, Zinksulfid oder Zinkcarbonat (wie Pingu schon schrieb). Seine Empfehlung ist ein 10 - 20 minütiges Bad in 5%iger Schwefelsäure und dann gut wässern und abbürsten. Er hatte dabei aber Kaiserreichs Zinkmünzen im Auge. Antike Zinkkorrosion ist ihm offensichtlich unbekannt gewesen.

Gruß diwidat
 
Hallo diwidat,

danke für den Tip - werde ich demnächst ausprobieren. Ich muss nur erst mal in einem unbeobachteten Augenblick zum Auto meiner besseren Hälfte schleichen und die Batterie anzapfen. :D
Wenn das nicht klappt (wenn ich erwischt werde)...:
muss ich mal schauen wo ich etwas Schwefelsäure her bekomme. Da habe ich momentan nämlich keine in meinem Labor.

Das Ergebnis wird dann demnächst hier vorgestellt.

viele Grüße
pingu
 
Ich muss nur erst mal in einem unbeobachteten Augenblick zum Auto meiner besseren Hälfte schleichen und die Batterie anzapfen. :D
Wenn das nicht klappt (wenn ich erwischt werde)...:

Auf Neudeutsch nennt sich sowas "Mobilitätsdieb".:cool:

Ein Problem könnte es sein, wenn die Batterie wartungsfrei ist..........:D

Zum Thema: Schwefelsäure mag gut geeignet sein für Umlaufmünzen zu reinigen. Die hier gezeigten Verkrustungen sind wohl unterschiedlich dick. Die Säure wird als zu unterschiedlichen Zeiten die Münzoberfläche freilegen und die zuerst freigelegten anknabbern.

Ich würde eher zur Dose mit EDTA greifen.

Viele Grüße
Hermann
 
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